Nachbemerkung:
Ich weiß nicht genau, woran es liegt.
Ich weiß nur, dass es nicht nur mir so geht. Ich habe mit zwei
meiner Mitreisenden gesprochen und sie haben mein Gefühl bestätigt.
Die Seele reist langsamer als der Körper.
Den gesamten Sonntag befand ich mich
unter einer mit Watte gefüllten Glasglocke. Das Gefühl begleitete
mich auch heute noch, wenn auch nur noch als leiser Hauch. Das Denken
ist langsamer, die Bewegungen auch. Kommunikation ist möglich - ich
war gestern in der Mugamma und bei einem Workshop und heute in einer
Zeitung, um zu beobachten und Interviews zu führen. Aber die
Verbindung ist gestört, das Gefühl der Abkopplung dominiert, als
wäre man auf Droge, Schlafmittel vielleicht.
Ich habe von diesem Gefühl noch nie
gelesen. Von der Überwältigung zwischen Sand und Sternen gab es
Berichte, von Stille, Weite, dem Rauschen des Sands war die Rede.
Aber vom Zurückkommen in die laute Zivilisation habe ich nichts
gelesen, habe es vielleicht nur überlesen.
Vielleicht lag es daran, dass wir nicht
nur die vier Stunden bis Kairo im Bus saßen, sondern dann auch noch
gute zweieinhalb Stunden brauchten, bis wir wirklich zu Hause waren.
Stau verursachenden Demonstrationen sei Dank. Diesmal vor dem
Verteidigungsministerium und der Saudi-arabischen Botschaft. Hier
geht’s echt rund...
Vielleicht ist es tatsächlich die
Ausnahmesituation, in der wir uns täglich befinden, die das
Wüstenerlebnis so nachhaltig macht. Wir kommen nur mit
Schwierigkeiten hier an. KeineR von uns wollte wirklich zurück in
das Chaos aus Lärm, Schmutz und Unsicherheit. Wir leben nicht
schlecht, aber wir sind auch nicht blind und taub.
Vielleicht ist es auch normal. Drei
Tage Stille - sieht man mal davon ab, dass Kairener offensichtlich
wirklich nicht leise reden können - sind vielleicht nicht genug.
Sicher aber besser als nur ein Tag, was mir am Anfang der Planung von
ägyptischer Seite vorgeschlagen worden war. Hab ich sofort
abgelehnt, keine Chance auf Verhandlungen...
Schön war's. Wirklich schön. Ich will
zurück.
Und ich möchte die Gelegenheit nutzen
und Werbung für unsere Fahrer Salim und Hamada machen. Sehr
freundliche, friedliche Männer, die kochen können und auch sonst
wissen, was zu tun ist – vom Aufbau eines Lagers, über das
Feinjustieren der Autos, um die Düne hochzukommen, bis zur Karte im
Kopf. Sie arbeiten für Garib, Telefon +20125125471, Mail:
garibedwin@yahoo.com. Wir
haben für drei Nächte und den Transport von und nach Kairo pro Nase
860 ägyptische Pfund bezahlt, Essen und Wasser inklusive. Zusätzlich
haben wir jedem Fahrer 200 Pfund Trinkgeld gegeben.