Sonntag, 18. September 2016
Samstag, 4. Juni 2016
Dinge, die ich im Iran gelernt habe
Iraner (und Iranerinnen, allerdings
möchte ich um der Schönheit der Sprache willen, im Folgenden auf
den Hinweis verzichten, dass ich wenn generell, dann über alle
Geschlechter spreche) lieben Picknick. Dazu bringen sie Teppiche und
Decken mit, diverse Töpfe mit selbst gekochtem Essen, Thermoskannen
und manchmal sogar einen Gaskocher für den Tee. Am Straßenrand, auf
öffentlichen Plätzen, vor Moscheen, im Park. Picknick geht
scheinbar immer.
Iraner lieben Essen. Und ich bin dem
Reis mit Berberitzenbeeren und dem Huhn in Walnuss-Granatapfel-Soße
vollständig verfallen.
Iraner mögen es, neue Leute
kennenzulernen. Noch nie wurde ich während einer Reise nur um des
Kontaktes willen und aus reiner, freundlicher Neugier so häufig
angesprochen. Und dabei eigentlich immer sehr respektvoll behandelt – trotz Frau-Sein, locker sitzendem Kopftuch, mangelndem Farsi und
allgemeiner Orientierungslosigkeit.
Iraner lieben Pflanzen im öffentlichen
Raum. In allen Städten, die wir durchquerten, standen sorgfältig
bewässerte Bäume an den Straßen, oft auch große Kübel mit
blühenden Blumen. Die Stadtautobahnen sind häufig flankiert von
Rasenflächen, Bäumen und Blumenbeeten, hin und wieder sogar zu
Formen geschnittene Hecken wie die kleine Gruppe Elefanten, die wir
in Teheran gesehen haben. Jede Stadt hat öffentliche Parkanlagen und
Gärten, auch diese meist gut gepflegt und sehr sauber – und
natürlich beliebte Treffpunkte für ein Picknick im kleinen oder
großen Kreis.
Allerdings erkennt man beim Blick aus dem Fenster der Überlandbusse auch Folgendes sehr deutlich: Keine Bewässerung, kein Grün. Enden die Felder, beginnt die Wüste. Wassermangel ist eines der Themen, die in der nahen Zukunft zu weiteren Krisen führen werden - auch und besonders in Iran.
Allerdings erkennt man beim Blick aus dem Fenster der Überlandbusse auch Folgendes sehr deutlich: Keine Bewässerung, kein Grün. Enden die Felder, beginnt die Wüste. Wassermangel ist eines der Themen, die in der nahen Zukunft zu weiteren Krisen führen werden - auch und besonders in Iran.
Auch abseits ihrer Gartenanlagen und
historischen Sehenswürdigkeiten haben Iraner einen Sinn für's
Schöne: In vielen Restaurants sind Tischdecken und Geschirr nicht
nur praktisch, sondern auch geschmackvoll ausgesucht und arrangiert.
In der Innenstadt von Teheran stehen überall Plakate, die bekannte
Kunstwerke aus allen Kulturkreisen und Epochen zeigen. Viele neue
Wände und Häuser sind mit Gemälden verziert, Blumen,
Schmetterlinge, Ornamente, kafkaeske Landschaften und Menschen, Engel
– allerdings beziehen sich viele dieser Bilder auf die Märtyrer
der Revolution und des Iran-Irak-Krieges, beides Ereignisse, die mehr
als 30 Jahre zurückliegen. Immer wieder fällt uns die Eleganz und
der Geschmack auf, mit dem Männer und Frauen ihre Garderobe
zusammenstellen – auch wenn wir das Ergebnis hin- und wieder etwas
übertrieben empfinden.
Iraner reisen gern und würdigen die
kulturellen Stätten ihres Landes. Welches Museum,
welchen Palast, welche Moschee wir auch immer besuchten, immer trafen
wir auch iranische Touristen.
Man kann auch im Heiligsten einer
Moschee, im Frauen vorbehaltenen Teil eines Schreins sexuell
belästigt werden. Ein kleiner Junge, der mir nicht mal bis zu Hüfte
reichte, nutzte die Gelegenheit, um mir in den Hintern zu kneifen.
Die Reaktion der Touristenführerin, die am Eingang wie aus dem
Nichts vor uns aufgetaucht war und der wir dann auch brav folgten,
war herzlich, aber hilflos. Allein die Tatsache, dass ein so kleiner
Junge, der kaum wirklich wissen konnte, was er da tat, fremde Frauen
im Gedränge betatschte, war mir Hinweis genug auf ein größeres
Problem. Und auch wenn wir die gelegentlichen Kommentare fremder
Männer auf der Straße nicht verstanden und bis auf diesen einen,
höchst absurden Zwischenfall keine anderen vergleichbaren Erlebnisse
hatten – iranische Freunde bestätigten später, dass sexuelle
Belästigung im Iran ein heißes Eisen und eine massive Belastung für
alle Frauen ist.
Ein Kopftuch ist ein Kopftuch ist ein
Kopftuch. Welche Bedeutung man ihm beimisst und wie man es trägt,
ist zunächst mal eine persönliche Entscheidung – auch wenn es für
Frauen im Iran noch immer Pflicht ist, ihren Kopf zu bedecken. Die
Art wie iranische Frauen ihr Tuch tragen, lässt in überraschend
vielen Fällen jedoch relativ klar erkennen, dass sie es nur tragen,
weil es eben vorgeschrieben ist und nicht aus religiöser
Überzeugung. Denn ein Tuch, das so locker auf dem Kopf sitzt, das es
hin und wieder mehr oder minder versehentlich auf die Schultern
rutscht, hat wenig mit dem islamischen Hijab zu tun. Ebenso wie die
zarten, bunten Tücher, die Pony und die vordere Hälfte des Kopfes
freilassen und unter denen Zöpfe oder auch die offenen Haare frei
auf den Rücken wallen.
Auf die Frage, wie hoch der Anteil der
Frauen ist, die ihr Tuch derart leger tragen, und ob der Tuchzwang
irgendwann in naher Zukunft aufgehoben wird, haben wir
unterschiedliche Antworten bekommen. Im Flugzeug jedenfalls fielen
über 90 Prozent der Tücher noch bevor die Maschine in Richtung
Frankfurt abgehoben hatte, wobei die Mehrheit der Reisenden Iraner
waren.
Iraner sind Witzbolde. Man muss sich
nicht lange kennen, um gemeinsam zu lachen. Und ein letztes „Khoda
hafez“ (Farsi für Auf Wiedersehen) an der Passkontrolle zwingt
selbst die kühlste Kontrolleurin doch zum Lächeln.
Stereotype zu überwinden ist schwer –
egal wie gerne man sie ziehen lassen möchte. Gerade der Umgang der
Iranerinnen mit ihrem Tuch hat mich bis zum letzten Tag der Reise in
Erstauen versetzt.
Iraner sind Menschen wie du und ich.
Sie lieben, sie lachen, sie essen, sie schlafen, sie streiten, sie
glauben oder auch nicht. Unter den Völkern, die ich bisher
kennenlernen durfte, nehmen sie auf meiner Sympathieskala jetzt einen
der vorderen Ränge ein. Und das nicht nur, weil ich den sanften
Klang ihrer Sprache so mag.
Ich mag Musik, auch wenn ich kein Wort
verstehe. (Okay, das ist keine neue Erkenntnis...) Leider habe ich die Namen der alten, traditionellen
Künstler, die wir oft im Taxi hörten,
vergessen. Aber für Pallett, eine junge iranische Band, deren zweite, sehr schön
gestaltete CD "Teheran, smile!" wir am Flughafen doch noch erbeuten konnten, möchte
ich gerne Werbung machen. Wenn jemand mehr über die sieben Jungs mit
den zwei Cellos weiß, dann teilt euer Wissen bitte mit mir :)
Montag, 30. Mai 2016
mosque at the bazar |
ceiling in the bazar |
one more mosque |
most buildings in the old town are build from mud brick |
main mosque - masjid-e jama |
bazar next to the friday mosque |
carpet in the making |
another roof top |
just in case you forgot that you're in Iran... |
different beaters, so that you know from the knock if there is a man or a woman outside your door |
saying good bye to the desert town |
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