Mittwoch, 26. Dezember 2007

damaskus


umayaden-moschee




denkmal für den unbekannten soldaten


gegenüber der service-station

nussverkäufer


straßenkehrer


musiker


parfummixer


silberschmied mit britischer bekannten



bludan - quarzsandhöhle und erster schnee




aleppo

Dienstag, 18. Dezember 2007

hmmm, seltsam auch, wenn man zwar posten kann, einem aber dann gesagt wird, dass der Blog nicht gefunden und angezeigt werden kann. Also eventuelle Schreibfehler oder andere Inkonsistenzen bitte übersehen! ;)
Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, dass hinter jeder Ecke Betrüger lauern, die auf den ersten Blick die nettesten Menschen der Welt sind.

Mein Heizgas ist leer, eine neue Flasche muss her. Die Melodie der Gaswagen ähnelt denen der Dortmunder Schrotthändler und alle haben diesselbe. In der Nachbarschaft wird vorwiegend mit den Flaschen geheizt und gekocht, deshalb stehen gestern mittag gleich zwei Wagen auf dem kleinen, schmutzigen Platz vor meinem Haus. Ich werde mit einem netten Lächeln begrüßt und der Bitte, doch eine Minute zu warten, weil der Maulschlüssel gerade in einem anderen Appartement gebraucht wirdf. Dann wird die Flasche auf die Schulter geladen und mir gefolgt. Die alte Flasche ist schnell abgeschraubt, zu meinem Erstaunen tauscht er die Dichtung aus und macht mir dann mit Hilfe von zu schnellem arabischem Dialekt und Zeichensprache klar, dass der Zugangsschlauch erneuert werden muss und mich das 9 Dinar kostet. Der Schlauch wirkt im Gegensatz zu vielen anderen Dingen in meinem Appartement ziemlich neu, also laufe ich eine Treppe höher zu meinem Vermieter, damit dieser das für mich ausdiskutiere. Als wir zurückkommen, treffen wir den netten Lächler im Flur, auf seiner Schulter die alte Flasche, mein Heizer flammt bereits gemütlich auf der zweiten Stufe und mein Vermieter schimpft lauthals. Der Gashändler hatte seinen Trick vor einigen Wochen bereits erfolgreich bei meiner arabischsprachigen Nachbarin angewandt, die Saubacke.

Am Nachmittag, nach einem Interview, auf dem Weg zurück im Taxi. Der Fahrer ist in meinem Alter und in Witzlaune. Wir üben Englisch und Arabisch, lachen und ich schenke ihm meine Kekse, weil er den ganzen Tag gefastet hat (was ich auch nicht wusste: es wird nicht nur im Ramadan gefastet, sondern zum Beispiel auch kurz vor der großen Wallfahrtszeit, der Hadsch) und während unserer Fahrt das Fasten gebrochen wird, er jedoch nichts zu essen dabei hat. Wir kommen an, ich werfe einen Blick auf das Taxameter und lehne mich wieder zurück, um das Geld herauszufummeln. Währendessen fummelt er am Taxameter rum und löscht den Betrag, versehentlich, versteht sich. Ach! "Don't try to cheat me", ist meine Ansage und ich reiche ihm den Betrag, den ich gesehen habe. Er will noch diskutieren, einen höheren Betrag rausschlagen, aber ich spiele nicht mit, sondern steige aus. Ende der Geschichte.

Kleinigkeiten, klar. Und dabei eigentlich auch keine neue Erkenntnisse gewonnen. Nur zweimal Kopfschütteln mehr.

Gleich geht's nach Damaskus, mein Mailpostfach ließ sich heute leider nicht öffnen. Schon schräg, wenn man sich in studivz einloggen kann, gmx aber nicht gefunden wird...

Für den Fall, dass ich nicht früher hier rein komme: Frohe Weihnachten Euch allen! Lasst es Euch gut gehen und nicht von der krumpeligen Verwandtschaft ärgern ;)

Samstag, 15. Dezember 2007

Mal wieder ein Irak-Film, nachdem ich einen der Schauspieler auf einer Party getroffen hatte und eingeladen wurde. „Battle for Haditha“, angeblich auch in Europa schon auf dem Weg in die Kinos. Eine Gruppe Marines, zwei Männer, die sich von al-Quaida bezahlen lassen und eine Bombe am Straßenrand vergraben, und die Nachbarschaft, die von der Bombe weiß und hin und her gerissen ist. Warnen Sie die Amis, werden sie von al-Quaida terrorisiert, tun sie nichts, passiert was passiert: Die Amis durchkämmen die Häuser und töten Männer, Frauen und Kinder in blinder Wut. Übel, aber irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, das alles schon gesehen zu haben. Vielleicht auch nur ein Zeichen, dass der Film sehr realistisch geraten ist.

Fast alle meine Bekannten hier sind krank – Grippe vom feinsten. Und tatsächlich hat’s mich dann gestern auch erwischt. Aber ein Tag zu Hause, viel Tee, viel Essen, viel Fernsehen und heute fühlte ich mich zwar noch immer etwas schwummerig, aber es scheint, der Kelch ist an mir vorüber gegangen.

Mein Lieblingskatz ist tot. In der Nachbarschaft toben zig Pelze rum und weil die Leute hier Katzen nur als Haustiere halten, wenn es Perser sind, und die Haustiger ganz offensichtlich immer mal wieder ausbrechen, sind einige der Straßenmiezen wirklich ausgesucht hübsch. Mein Liebling war ein schwarz-weißer Flausch, der seit gestern tot am Straßenrand liegt. Keine Ahnung, ob Gift oder Auto. Liegt zusammengekrümmt neben einer Mülltüte und niemanden kümmert’s. Überhaupt, Katzen in Amman - wühlen im Müll, sind sichtlich schmutzig und extrem scheu. Ich habe versucht, ein paar Fotos zu machen. Aber sobald ich stehen bleibe, laufen sie weg. Angst pur.



Ich habe die ersten Interviews geführt. Habe Frauen getroffen, die davon überzeugt sind, dass es zur allgemeinen Gleichberechtigung nicht mehr weit ist, und Frauen, die nur darauf warten, das Land endlich wieder verlassen zu können. Schätze, dass sich die Bilder nur zusammenfügen lassen, indem ich alle Möglichkeiten zeige, alle Widersprüche, die sich mir bieten, seit ich hier bin.

Dienstag geht’s hoffentlich endlich nach Damaskus. Ich habe das Visum! Es war viel Warterei, aber ich habe mich stumpf in der Botschaft an einen Tisch gesetzt und unter großem öffentlichem Interesse Hausaufgaben gemacht. War unterhaltsam. Und so oft ich mich hier schon gefragt habe, warum ich eigentlich nicht nach Damaskus gegangen bin, wo die Stadt doch so sehr viel schöner sein soll als Amman, habe ich in den letzten Tagen die Antwort schon mehrmals erhalten: Syrien hat nicht nur Facebook (das amerikanische StudiVZ, das hier quasi jeder benutzt) gesperrt, sondern auch youtube und blogspot. Sicher wäre die Lebensqualität während des Sprachkurs’ eine andere als hier, für mein Medienpraktikum dagegen scheint Amman der deutlich bessere Ort.

Im Arabischen macht man keinen Unterschied zwischen mischen und verwechseln, sagt meine Sprachpartnerin: Sowohl für Namensverwirrung als auch für Kuchenzutaten verwendet man das Wort chalata خلط .

Sonntag, 9. Dezember 2007

gesagt, getan. ich hab meinen ersten brief auf arabisch geschrieben. yeah! der freundliche udai hussein hat ihn für mich korrigiert und ich ärgere mich einfach mal nicht über all die fehler, sondern freue mich, dass ganze vier sätze komplett unverändert blieben.

aber eigentlich bin ich nur hier, um die linkliste zu erweitern. forget bagdad ist nicht nur eine wunderschöne dokumentation über irakische juden, die nach israel ausgewandert sind, aber ihre heimat noch immer in sich tragen, sondern auch ein ambitionierter blog einer namensvetterin, die aktuelle berichte, diskussionen und nachrichten über ihre (meine?) heimat diskutiert und verlinkt.

habt ihr eigentlich gehört, dass im irak frauen auf offener straße erschossen werden, wenn sie sich weigern ein kopftuch zu tragen? hab gestern sogar einen bericht bei tagessau.de dazu gefunden. und das in diesem so säkularisierten land! *heul*

und ja, ich weiß! das hier ist ein blog aus und über jordanien. aber eigentlich bin ich doch nur hier, weil ich mich nicht in den irak traue...

dazu passt die mail-signatur eines irakers, die ich kürzlich zu gesicht bekam: salam wa nuur سلم و نور - Frieden und Licht! ich hoffe, sein wunsch geht bald, bald, bald in erfüllung.

Samstag, 8. Dezember 2007

In Deutschland keinen Fernseher zu haben, ist dank DSL, riesigem Monitor und DVD-fähigen Laufwerken heutzutage ja kein wirklicher Verzicht mehr. Hier dagegen genieße ich es wieder im Bett zu liegen und mich von arabischen Nachrichten berieseln zu lassen, die ich noch immer nicht mal zu einem Viertel verstehe. Ich warte geduldig auf den Moment, in dem es Klick macht.

Einige Beobachtungen, die ich aufschreibenswert fand: Bei Al-Arabiya العربية scheint es zum guten Ton zu gehören, die Interviewpartner mindestens einmal, am liebsten direkt während der ersten Antwort recht rüde zu unterbrechen. Ich frage mich, ob die Moderatoren so ihre journalistische Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit beweisen wollen und sollen. Leider kann ich nur schlecht zwischen den Fernsehsendern unterscheiden, weil ich Al-Jazeera (Die Insel) الجزيرة nur auf Englisch empfange und deshalb selten schaue und zum Beispiel die beiden irakischen Sender Al-Hiwar (Der Dialog) الحوار oder Al-Forat (Der Euphrat) الفرات keinem Vergleich standhalten, weil sie insgesamt deutlich konservativer gestaltet sind. Das merkt man schon auf dem ersten Blick, da die Nachrichtensprecherinnen von Al-Arabiya durchweg sehr gestylt, mit offenen Haaren, Makeup und zum Teil sehr ansehnlichen Dekolletés moderieren, während die weiblichen Angestellten von Al-Hiwar durchweg streng gebundene Kopftücher tragen.

Wenn beim Fußball ein Tor geschossen wird, dann springen zumindest die jordanischen Fußballer nicht aufeinander, sondern fallen auf die Knie und küssen den Boden. Heute gesehen bei der Zusammenfassung des Spiels gegen Syrien.

Es gibt haufenweise Werbung für den Wiederaufbau des Irak und gegen Terrorismus – mal wirbt die irakische Fußballmannschaft für ihr Land, dann schimpft ein Vater mit seinem Sohn, weil dieser mit Dynamitstangen aus dem Haus schleicht, und drückt ihm mit den Worten „hatha mustakbal“ هذا مستقبل – „Dies ist die Zunkunft“ ein Buch in die Hand. Der brave Sohn ist natürlich in der nächsten Szene mit Buch und Studienkameraden zu sehen. Die Welt kann so schön sein.

Die saudische Post macht Werbung für Briefkästen, damit die fiesen Kollegen künftig nicht mehr die Mahnungen hämisch in der Firma rumzeigen oder das Lieblingsmagazin klauen. Das ist Fortschritt, definitiv.

Persönlicher Fortschritt (oben bereits zu bewundern): Arabische Buchstaben auf dem Rechner. Natürlich läuft das zurzeit nur im mühsamen Zwei-Finger-Suchsystem. Zudem verwirrt mich die Schreibrichtung, weil ich beim Vor und Zurück zwischen den Buchstaben oder beim Löschen derzeit noch jedes Mal die falsche Taste wähle. Nächster Schritt: Ein Brief an meinen Vater – in Arabisch und getippt.

Ach, und noch ne Erfolgsmeldung: Seit Donnerstag habe ich meine Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr. Nicht, dass ich wirklich so lange bleiben will. Aber damit sind meine Chancen, doch noch nach Syrien zu kommen und Mayuf zu treffen, deutlich gestiegen. Daumen drücken! Der Besuch bei der syrischen Botschaft steht schließlich erst noch bevor.

Dienstag, 27. November 2007

aus meinem fenster, gestern abend. schön!

Schande über mich! Schon wieder fast eine Woche ohne neue Worte vergangen. Aber was soll ich auch schreiben? Die Tage vergehen wie im Flug, nicht zu fassen, dass ich schon drei Monate hier in der Fremde lebe.

Die Stunden im Sprachkurs fallen mir leichter, aber die winzigen Fortschritte sind kaum spannend zu beschreiben. Naja, im Test habe ich 42,5 von 50 möglichen Punkten *strunz* und unsere wirklich entzückende Junglehrerin schrieb dazu „Iam very broud of you“. Ich gestehe: Einige dieser Punkte habe ich meinem Wörterbuch zu verdanken. Andererseits: Auch das Wörterbuch zu benutzen war vor drei Monaten noch eine ermüdende Herausforderung und noch immer habe ich die Reihenfolge der Buchstaben nicht wirklich im Kopf, sondern muss mir häufig genug mit Blindblätterei behelfen.

Meine Sprachparterinnen sprechen leider viel zu gutes Englisch, um sich mit mir auf Arabisch abzumühen – außerdem missbrauche ich sie in der Regel als Übersetzungsautomaten. Aber heute habe ich mal wieder den Sohn eines Freundes meines Vaters getroffen und sein Englisch ist so gering, dass ich fast sämtliche Hemmungen wegen meines Arabisch verliere. Ich würde es kein Gespräch nennen, aber wir kommunizieren. Ich weiß jetzt, dass mein Vater mal einen wolfsähnlichen Hund hatte und dass seine älteren Söhne im Schwimmbad von Mossul gearbeitet haben. Lieblingswort aus dem heutigen Treffen: sindschaab – Eichhörnchen. Denn mühsam ernährt sich das Eichhörnchen ;)

Gestern hatte ich noch eine nette Einführung in öffentliche Verwaltung in Jordanien. Ich habe es endlich geschafft, mein Paket von der Post abzuholen. Einmal war ich schon umsonst dort gewesen, weil die Paketausgabe nur von acht Uhr morgens bis drei Uhr nachmittags geöffnet ist. Nix mit Siesta und ewig langen Öffnungszeiten, is schließlich Winter hier (apropos: fiese 14 Grad, wenn ich mein Appartement betrete, aber der Gasbrenner bröddelt die ganze Zeit, es sei denn ich bin außer Haus oder schlafe, und hat es gerade auf 18 Grad geschafft!). Jedenfalls war ich dann gestern wieder Downtown bei der Hauptpost, bekam am ersten Schalter einen Zettel, den ich im nächsten Raum einem Mann überreichte, der diverse Daten inclusive meiner Passnummer fein säuberlich in ein Buch eintrug und den Zettel dann in den Raum mit den Paketen reichte. Zehn Minuten später kam mein Päckchen und wir warteten gemeinsam auf den Zollbeamten, der gerade irgendwo im Gebäude unterwegs war, aber von einer älteren Jordanierin, die keine Lust hatte zu warten, aufgespürt und heranzitiert wurde. Ein bisschen rutschte mir das Herz in die Hose, als er auf die hübsch verpackten Geburtstagsgeschenke (Dank <3)deutete und mich fragte, was das denn sei. Schulterzucken, la arif (ich weiß nicht) und eid milaad (Geburtstag) schienen ausreichende Erklärungen zu sein – ich musste nichts auspacken und auch nichts verzollen. Ich bekam einen anderen Zettel und kehrte in den ersten Raum zurück. Dort musste ich erst zum Manager, um mir sein Häkchen abzuholen, dann zum Mann am Computer, für ich weiß nicht was, und dann zu einem dritten Mann, der mir dreieinhalb Dinar Postgebühr abknöpfte und meine Zettel energisch stempelte. Dass er mir fünf Dinar zuviel an Wechselgeld herausgab, hab ich mal nicht ausgenutzt, ich ehrliches Seelchen, und ihn damit ganz offensichtlich überrascht.

Chalas? Genug!

na, eins noch: geschlechterverwirrung beim sockenkauf:

Mittwoch, 21. November 2007

Gestern hatten wir frei – wahlfrei. Die gesamte Universität lag still, damit die Jordanier/innen wählen gehen konnten. Die meisten jungen Leute, mit denen ich mich unterhalten habe, mieden die Wahlurnen allerdings.

„Wir kennen die, wir vertrauen ihnen nicht“, sagte meine Sprachpartnerin Isra. Ins gleiche Horn stieß auch Ahmed: „Sie tun nichts für uns, deshalb will ich ihnen meine Stimme nicht geben.“ Rami plagte zwar ein schlechtes Gewissen, weil er den Gang zur Wahlurne eigentlich als seine Pflicht betrachtet, aber er hatte schließlich eine gute Ausrede: Sein Ausweis war nicht aktuell und so konnte er nicht wählen gehen. Nur Abdel war wählen und erzählte mir, dass er kurz vor Wahlschluss zu einem der Kandidaten ging, ihn um Hilfe bei einem Problem bat (um was es genau dabei ging, konnte ich leider nicht herausfinden) und ihm im Gegenzug seine Stimme versprach. Nein, Geld habe er nicht verlangt – aber in der Presse ist die Rede davon, dass einzelnen Parteien eine Stimme bis zu 100 JD (knapp 100 €) wert ist. Das entspricht einem monatlichen Durchschnittslohn, ist also ne Menge Holz hierzulande.

Die Diskussionsrunde im jordanischen Fernsehen hab ich trotz aller Konzentration nicht wirklich verstanden, aber die vier Männer regten sich zum Teil kräftig auf. Tatsache ist zum einen, dass die Islamische Aktionsfront an Boden verloren hat, während die Königstreuen die Mehrzahl der 110 Parlamentssitze errungen haben. Und zum anderen, dass zum ersten Mal in der kurzen Geschichte des Haschemitischen Königreichs eine Frau ein Direktmandat errungen hat – eine Zahnärztin aus Madaba (was einige von Euch vielleicht noch als die Stadt mit den schönen Mosaiken erinnern, in der wir die meiste Zeit damit verbrachten auf unser Essen zu warten).

Morgen ist mal wieder ein Test angesagt – die Konjugationen sitzen halbwegs, die Zahlenkombinationen und die anderen grammatischen Finesschen wie das *f.ck, was heißt verbal noun noch mal auf Deutsch????* für sechs von zehn verschiedenen Verbformen auch.

Zu Eurem Amüsement: Bei der Zahl 1 steht das Zahlwort hinter dem Nomen und folgt dessen Genus, das Nomen steht im Akkusativ. Für die Zahl 2 gibt es ohnehin eine eigene Form für die Nomen, den so genannten Dual, die Zahl ist also verzichtbar. Bei den Zahlen 3 bis zehn steht die Zahl vor dem Nomen und wechselt den Genus (also männliches Nomen, weibliche Zahl und umgekehrt), das Nomen steht in der Mehrzahl und im Genitiv. Von 11 bis 99 steht das Nomen wieder im Singular, allerdings im Akkusativ, die Zahl steht weiterhin vor dem Nomen und wechselt das Geschlecht. Bei 100, 1000 usw. folgt die Zahl im Geschlecht dagegen wieder dem Nomen, das weiterhin im Singular, allerdings jetzt wieder im Genitiv steht. Wer’s verstanden hat, kriegt ein Sternchen!

Achja, und ganz übel für mich Frostbeule: Es hat den gesamten, verdammten Tag lang geregnet und sogar gehagelt. Wer hat mich noch mal ausgelacht als ich die Regenjacke einpacken wollte? Hmmmmm?????!!!!! Aber ein Hoch auf meinen Cordmantel, der ist einfach der beste!

Und noch ne Anmerkung: Die Telekom hat’s doch tatsächlich geschafft, mir eine weitere Rechnung für November zu schicken....

Samstag, 17. November 2007

Elf Leute, die sich nicht kennen, unter einen Hut zu bringen, ist nicht so einfach. Dennoch: Serpentinen kurven und Wüstenhighway langbrettern und im Roten Meer planschen war großartig - und das Lachmuskeltraining war inklusive.

nachts am strand:
im tageslicht:

4xdeutsch, 2xarabisch, 1xholländisch - unschwer an der farbe zu erkennen ;) der amerikanisch-französisch-arabische rest war anderweitig unterwegs.
in the back of my car
lichthupe und hupe sind unverzichtbare bestandteile eines autofahrerlebens in jordanien - und sie wirken wahre wunder. oder wie es die rückbank formulierte: communicate with them!

Donnerstag, 15. November 2007

Was passiert in Amman, wenn in einem Film über kubanische Musiker einer der Helden seine Geschäftsbeziehung zu einer spanischen Talentsucherin vertieft? Während des Eröffnungsfilms eines Europäischen Filmfestivals im King Hussein Kulturzentrum zog jemand den Stecker. Das führte dazu, dass man für den Bruchteil einer Sekunde zwei nackte, braune Körper sich aufeinander stürzen sah, dann einen blauen Bildschirm und dann die Mitteilung "No signal". Ein paar Minuten, die einige Gäste nutzten, um sich aus dem Saal zu stehlen. Anschlussszene: Der Held lässt sich von seinem Freund mit dem Auto abholen und erklärt sich mit den Worten: "She's a tough one, she likes to sleep alone." Ahja!

Morgen geht's nach Aqaba, die jordanische Hafenstadt, und ich darf endlich mal wieder Peugeot fahren. Bin gespannt, ob ich's ins Meer schaffe oder doch nur vom Strand aus die Wellen beäuge :)

Montag, 12. November 2007

Kaum zu glauben, aber wahr: Ich konnte heute eine knifflige grammatikalische Frage beantworten und dem gesamten Unterricht folgen. *stolzbin* Es scheint sich auszuzahlen, dass ich immer noch wie verrückt lerne, auch wenn ich oft den Eindruck habe, dass alles viel zu langsam geht. Naja, Konversation betreiben dauert tatsächlich noch ein bisschen. Aber die Taxifahrer sind immer verzückt, wenn ich zumindest ein paar Sätze radebreche. Dass mein Arabisch gut ist, nehme ich Ihnen allerdings nicht ab, den alten Schmeichlern *g*

Zudem finde ich mittlerweile Spaß an meiner neuen Gewohnheit, mir unbekannten Männern zu sagen, dass ich verheiratet bin. Sie fragen immer. Und wenn ich Nein sagte, dann wurde ich jedes Mal nach meiner Telefonnummer gefragt. Das war ich leid. Jetzt erzähle ich immer, dass mein Mann in Deutschland arbeitet, was kürzlich zu einem amüsanten Dialog über die Vorzüge moderner Zeiten, Internet und Webcams führte.

Eine andere Wunderlichkeit: Seit ich bei myspace Jordan im Profil angegeben habe, kriege ich täglich neue Nachrichten von Ali, Achmed oder Jordanian, die mich kennenlernen wollen. Im „deutschen Netz“ hätte ich für so viel Aufmerksamkeit zumindest ein entblößtes Hinterteil ins Profil laden müssen. Ob das mein eigenes gewesen wäre, hätte natürlich eher keine Rolle gespielt. Hier reichen ein bisschen Englisch und Deutsch und schon drehen die Herren auf.

Schlechte Nachricht: Ich bin gestern nass geworden, als ich im Regen nach Hause gelaufen bin, und friere mir derart den Allerwertesten ab, dass ich wieder angefangen habe, mehrere Lagen Kleidung übereinander zu tragen. Ich gebe zu, das Wetter hier ist nicht zu vergleichen mit dem deutschen Schneegestöber, das ich gestern in den Nachrichten bewundern durfte. Trotzdem! Mir ist kalt und ich find’s doof *lach*

Sonst gibt es eigentlich nicht viel zu berichten. Die Tage sehen gleich aus, aber es ist noch nicht zu viel (Ich liebe es, Die Sterne zu zitieren und zu verdrehen...) Morgens Sprachkurs, mittags Cafeteria und Sprachpartner, nachmittags bis spät in die Nacht lernen und quatschen mit Leila und Konsorten.

Möglicherweise ziehe ich doch noch in eine WG mit Megan, da ihre jetzige Mitbewohnerin hier so gar nicht klar kommt und eventuell früher abreist. Und diesmal werde ich den Mietpreis verhandeln – das hab ich nämlich beim letzten Mal vergessen. Schrieb ich das schon? Weiß nicht mehr... Jedenfalls zahle ich eigentlich zu viel Miete, aber die Vermieter sind nett und bringen alles, was ich brauche – auch wenn ich alles immer erst mal gründlich reinigen muss, aber das ist eine andere Geschichte, die sich unter anderem darum dreht, dass ich zum ersten Mal willentlich ein antibakterielles Putzmittel benutzt habe... Jedenfalls betrachte ich den überhöhten Mietpreis als Lehrgeld, das ich beim nächsten Mal nicht mehr zahlen werde. Allerdings handelt es sich bei der WG definitiv noch um ein ungelegtes Ei. Also stay tuned! :)

Ähmmmm, Arabisch? Ich spiele morgen in der Konservationsstunde nen Doktor und werde fragen: Hal ladeika muschkila raraasia (erstes R im Rachen, zweites gerollt)? – Sind Sie unglücklich verliebt? Angemessene Frage, wenn meine Patientin mir erzählt, dass sie hin und wieder Herzrasen und –stechen hat und weder isst noch schläft. Tatsächlich, so wurde es gemeinschaftlich beschlossen, hat sie aber nur Stress. Meine Medizin? Urlaub!

Donnerstag, 8. November 2007

...hab euch trotzdem vermisst...




für die neugiernasen: die parfümflasche stand auf dem kühlschrank ;)

Mittwoch, 7. November 2007

Willi Betz ist einfach überall! Auf der Ladefläche eines Kühllasters bin ich heute mit ehemaligen Beschäftigten des omnipräsenten Fuhrunternehmers von Sofia nach Amman gefahren – und war das erste Mal überhaupt in Jordanien angeschnallt.

Keine Sorge, ich bin weder übergeschnappt, noch betrunken. Leider habe ich den Namen des Projekts vergessen, aber ich finde ihn noch mal heraus. Zumal ich weiß, dass die Reise hin und wieder auch nach Berlin oder Hamburg oder oder oder führt und die Teilnahme wärmstens empfehle – nicht nur, weil sie kostenlos ist.

Zwei bulgarische Lasterfahrer haben uns in ihrem 16 Jahre alten und umgebauten Truck mitgenommen – drei Sitzreihen und eine Glasfront über die gesamte Länge des Trucks. Hin und wieder wurde eine Jalousie heruntergelassen und darauf Straßenszenen, Interviews oder unsere beiden Fahrer im Cockpit projiziert. War sie hochgezogen, waren schlafende und auch schon tote Laster jeder Altersklasse zu sehen, vermeintliche Grenzstationen – mein Lacher des Abends war ein Beamter, der auf dem Computer Solitär spielte – der Großmarkt und eine weißgekleidete Sängerin, die mir Gänsehaut verursachte.

Beim Grenzübertritt zwischen Bulgarien und Serbien geht nichts ohne Zigaretten oder harte Euro. Das Fuhrunternehmen stellt pro Fahrt 25 Euro für Bakschisch zur Verfügung, was meist nicht ausreicht. Die serbische Polizei ist am gierigsten. An der Grenze zwischen Türkei und Syrien gibt es keine Duschen. Bevor der Laster die jordanische Grenze übertreten darf, wird er desinfiziert. Für die sieben Tage Fahrt bekommen jeder Fahrer knapp 180 Euro, Standzeiten werden nicht bezahlt, selbst rote Ampeln werden vom Lohn abgezogen. Schräge Nebengeschichte: Im Iran kann man drei Tage Wartezeit an der Tankstelle gegen einen Neckermann-Katalog tauschen. (Den Grund für diesen lukrativen Tausch konnte ich leider nicht erfragen, aber ich vermute mal, dass das Zeug nachgeschneidert und dann verkauft wird. Für logischere Erklärungen bin ich offen!)

Die Löhne für bulgarische Trucker jedenfalls haben Willi Betz überzeugt, er hatte sich schon vor 1989 in das staatliche Fuhrunternehmen Somat eingekauft – bis heute beschäftigt er vorwiegend bulgarische Fahrer, die die gelben Laster mit dem blauen Schriftzug durch ganz Europa, bis auf die arabische Halbinsel und weiter fahren. Seit 2006 läuft ein Verfahren wegen Lohndumping gegen das Unternehmen, das bis heute nicht abgeschlossen ist. Der Sohn des Unternehmers sitzt mit Unterbrechungen seitdem in Untersuchungshaft, das Bundesverfassungsgericht hat eine Beschwerde gegen die Länge der U-Haft erst vor sieben Tagen abgewiesen.

Sehenswert!

Sonst geht’s gut hier :)

Meine Sprachpartnerin hat mir ein paar Sätze aufgeschrieben, die ich bei der nächstbesten Gelegenheit an aufdringlichen Männern und doofen Frauen ausprobieren werde. a’ib aleik heißt „Schäm Dich!“, itrukni heißt „Lass mich in Ruhe!“ und wenn mir mal wieder jemand erzählen will, dass Rauchen schädlich ist, bekommt er muschurlik um die Ohren gehauen, was so viel heißt wie „Das geht Dich nichts an.“

Ich krieg morgen ne Party und warte ungeduldig auf Mitternacht, damit ich endlich das Päckchen von meinem Vater öffnen kann, dass mich seit Tagen von meinem Kühlschrank herunter anlacht. Natürlich habe ich es schon geschüttelt und belauscht und ich habe so meine Vermutungen, was wohl darin sein könnte. Aber Geburtstagsgeschenke macht man halt nicht vorher auf. Schrecklich, diese gute Erziehung!

Samstag, 3. November 2007

Mal wieder eine Lektion in Sachen Frauenrechte.

Ich habe einen Tag am Toten Meer verbracht, mit Leila und Jays Mitbewohner Znounou sowie einem netten Holländer und einer süßen Mexikanerin. Um Amman Beach zu betreten, zahlen Ausländer zehn JD (1 Jordan Dinar ist etwa ein Euro). Geboten werden das Tote Meer und zwei stattliche Pools, ein verdammt rutschiger Boden und das sonst so Übliche, also Kaffeebude, Restaurant, Snack- und Souvenirshop sowie Schlammschmiererei für Touristen. (Ich hatte keine Lust, 2 JD für einen Ganzkörperpackung Schlamm auszugeben, aber andere schwarze oder halbschwarze Gestalten am Strand warten zu sehen, bis das Zeug getrocknet war und abgewaschen werden konnte, hatte Unterhaltungswert.) So weit, so gut, so nett. Allerdings sollte man sich nicht am Morgen vor dem Besuch am Toten Meer rasieren, denn jede klitzekleine Wunde brennt beim Kontakt mit dem Salzwasser wie Hölle – genau wie sämtliche Schleimhäute. Tauchen nicht empfohlen – ich bekam versehentlich Wasser in die Nase und das war kein Spaß. Wie eine Quietschente durch’s Wasser zu dümpeln ist aber auch ohne Tauchgänge ein bemerkenswertes Erlebnis.

Schon beim ersten Gang am Pool entlang war mir aufgefallen, dass nur Jungs und Männer durch’s Wasser tobten. Später entdeckte ich dann auch die Mädchen und Frauen. Mit offenen Haaren oder mit Kopftuch, im Mantel oder in Jeans und T-Shirt standen und saßen sie um den Pool herum. Die einzigen weiblichen Wesen im Pool waren jedoch wir. Die Mädchen – wir waren in einen Schulausflug geraten – hielten höchstens mal ihre Füße ins Wasser, sahen den Jungs beim Schwimmen und Springen zu und wanderten zwischen Pool und Meer hin und her. Ich habe den einen oder anderen sehnsuchtsvollen Blick in Richtung Wasser gesehen, aber die meisten schienen diese Geschlechtertrennung zu akzeptieren. Vielleicht konnten die meisten der Mädchen nicht schwimmen. Dennoch: Wie frustrierend muss es sein, wenn alle männlichen Klassenkameraden an einem heißen Sommertag im Pool herumtollen, während man selbst voll bekleidet am Rand sitzen muss, nur weil man zufällig dem anderen Geschlecht angehört?

Leila und ich haben diskutiert: Ob wir uns wehren und ins Wasser gehen würden, auch wenn alle unsere Freundinnen draußen und bedeckt blieben. Oder ob wir vielleicht gar nicht erst mitfahren würden. Ich braves Mädchen kann mir vorstellen, wie es ist, das fiese Spiel zu akzeptieren. Die wilde Leila war überzeugt, dass sie das nicht mit sich machen lassen würde. 1:1

Und dann auf dem Nachhauseweg, nach Kochen und Essen mit Znounou und Leilas Mitbewohner Udai – ein Baghdadi, der zu diesem Vornamen tatsächlich auch noch den Familiennamen Hussein trägt, aber ein wirklich netter Kerl ist: Ein Mann steht im weißen Unterhemd, also halbnackt, auf der Straße. Eine Gruppe junger Männer pfeift mich nach und ruft: Wie alt bist Du? Woher kommst Du? Ich liebe Dich. Ich will Dich küssen. Dabei war an mir nichts Aufsehenerregendes zu entdecken – die Haare faul zusammengeknäult, Kapuzenpulli, Cordhose, Turnschuhe.

Aber im Ignorieren bin ich ja mittlerweile groß. Ich gehe meine Wege – auch wenn ich mich nach Anbruch der Dunkelheit unwohl fühle, weil ich weiß, dass ich aus dem Rahmen falle, wenn ich allein unterwegs bin. Ich überhöre die Kommentare auch ohne Musik in den Ohren, ich übersehe die Blicke, auch wenn ich sie spüre, ich rauche auch auf der Straße und wenn es zu warm ist, dann ziehe ich die langärmeligen Sachen aus. Das heißt so viel wie: Sie zeigen keinen Respekt für meine Bemühungen, also lasse ich meinen Respekt auch zu Hause. Ich bin davon längst nicht mehr so angepisst wie in den ersten Wochen, I got used to it.

Das ändert allerdings nichts daran, dass ich es als eine himmelschreiende Ungerechtigkeit empfinde, dass die Männer hier sich so derart daneben benehmen (dürfen), während ich schon als ehrlos gelte, wenn ich nach 22 Uhr allein nach Hause laufe, und mich von alten Frauen als Hure betiteln lassen muss, wenn ich eine Rauchpause auf dem Flohmarkt mache.

Sonntag, 28. Oktober 2007

Wunderliches:

Eine meiner arabischen Sprachpartnerinnen, eine junge, fleißige und eigentlich intelligente Frau, stellte sich meiner Bekannten mit folgenden Worten vor: „Ich heiße Isra, wie unser Feind, nur ohne –el.“ Ich hab mir jeden Kommentar verkniffen, sie schien gar nicht über ihren Satz nachzudenken.

Ein Amerikaner, der auf einer Party Witze über Konzentrationslager macht und sich dann damit herausredet, dass ihm die Tragik der Geschichte durchaus bewusst sei, schließlich habe er selbst jüdische Vorfahren. Aber er war auch nicht davon zu überzeugen, dass Pornographie Schattenseiten hat. Vergessen wir ihn also ganz schnell wieder.

Die Telekom schickt mir noch immer Rechnungen, die über den Grundbetrag hinausgehen.

Meine Professorin hat meine Magisterarbeit noch nicht mal angefangen zu lesen, weil ich ja ohnehin frühestens im März meine Prüfung machen werde. Prinzipiell hab ich nix gegen die Verzögerung, aber sie hätte mich zumindest kurz darüber informieren können. Ich wurde mächtig unruhig als nach dem 1. Oktober so gar nix in meinem Ausweichbriefkasten passierte.

Es gibt immer noch Leute, die mich bei Myspace nicht erkennen – trotz Fotos.

Karamel auf den Beinen tut wirklich gar nicht weh.


Neues:

Ein Teppich, ein Wasserhahn am Waschbecken, eine Handpumpe für die riesige Trinkwasserflasche, die auf meinem Kühlschrank thront und die ich kaum bewegen kann, Fotos an den Wänden, steigendes Gefühl für die Sprache, zwei Stunden Yoga, echte und nette Iraker in meinem Bekanntenkreis.


Wie immer:

Zu wenig Zeit für alles.


Lieblingssatz:

Ma aindi fikra. – Ich habe keine Ahnung.

Dienstag, 23. Oktober 2007

Ich komme gerade von einem Filmfestival des Goethe-Instituts – Filme aus dem Irak nach Saddam – und bin traurig. Der erste Film war ein 15-Minuten-Stück über einen Taxifahrer in Bagdad, Omar is my friend. Straßensperren, Explosionen, Benzinmangel, Angst vor Entführungen und trotz gerade abgeschlossenem Studium ein hoffnungsloser Blick in die Zukunft.

Noch viel eindrucksvoller: Iraq in Fragments, knapp 100 Minuten in drei Teilen von James Longley, gedreht 2003, veröffentlicht 2006. Ein 11 Jahre alter Junge geht seit fünf Jahren zur Schule, findet seine Arbeit bei einem Nachbarn aber viel wichtiger und kann deshalb gerade mal seinen Namen schreiben. Sein Chef wünscht sich Saddam zurück, weil der sehr viel besser für seine sunnitischen Glaubensbrüder gesorgt habe als es die Amerikaner jetzt tun. Prediger und Gläubige im schiitischen Süden, exstatisch-religiöse Massen voller Hass auf die neuen Besatzer und die Sunniten, die vormaligen Herrscher im Irak. Sie verprügeln Männer, die auf die Markt Alkohol verkaufen, sie betonen, dass sie friedlichen Widerstand leisten wollen, und dann sind doch Waffen im Bild. Eine Familie im kurdischen Nordirak, der Vater wünscht sich eine bessere Zukunft für seine Söhne, doch dann muss einer der Söhne die Schule verlassen, um künftig Ziegel zu brennen und Schafe zu hüten, weil der Vater alt und schwach geworden ist.

Ich hatte den gesamten Film über auf einen versöhnlichen Abschluss aus dem Nordirak gehofft, doch in den Wahlbüros sagten die Wahlhelferinnen den Leuten, was sie wählen sollen; der kurdische Patriotismus scheint eine künftige friedliche Einheit ebenso zu verhindern wie die religiösen Animositäten zwischen irakischer Sunna und Schia. Bitter, ganz bitter. Trotzdem will ich morgen wieder hinfahren – irakischen Frauen melden sich aus dem Exil zu Wort.

Sonst geht es mir gut. Alles nimmt sehr viel mehr Zeit in Anspruch als ich es gewohnt bin, mir fehlt noch immer jegliche Routine. Ich bin ständig müde, schnell gereizt, immer hungrig, aber zum Glück sehr gesund. Meine Haare und meine Haut sind wegen der trockenen Luft und dem starken Verkehr in einem desolaten Zustand, aber wie immer merke glücklicherweise nur ich das. Wofür ich in D meist zu faul war, tue ich nun hier täglich – eincremen und Haarspülung benutzen...

Wirklich schlimm sieht derzeit mein Bad aus: Der Kaltwasserzufluss am Waschbecken war defekt, seit ich eingezogen bin und mein Vermieter beim Putzen dagegen kam. Heute kam der Klempner und jetzt habe ich keinen Wasserhahn mehr. Er konnte den Schlauch nicht ersetzen, ein eilig herbeigebrachter anderer Wasserhahn passte nicht. Morgen will er wiederkommen, über den Dreck, den er hinterlassen hat, verliere ich lieber keine Worte. (Ich hätte ein Bild machen sollen, aber ich war wegen dem Filmfestival zu sehr in Eile.) Morgen also wird er hoffentlich auch die Dusche reparieren, die tropft, seit ich sie geputzt habe – da hatte wohl der Dreck die Funktion der Dichtung übernommen. Der Klodeckel ist auch lose, einen neuen Teppich habe ich noch immer nicht und langsam fühle ich mich schlecht, weil ich mich andauernd über etwas anderes beklagen muss. Dafür habe ich herausgefunden, dass unter der weichen Matratze in meinem Bett eine deutlich härtere lag. Mein Rücken ist extrem dankbar und das weiche Teil wurde kurzerhand zum Sofaersatz umfunktioniert. Pragmatische Ossis oder so ;)

ps. die bilder aus dem wadi rum sind unter dem datum vom 16. oktober online...

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Ich habe Damaskus nicht gesehen. An der Grenze bekamen wir gesagt, dass wir zur syrischen Botschaft nach Amman fahren sollen. In der Botschaft wurde uns erklärt, dass wir ohne eine jordanische Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr kein Visum bekommen – neue Regel. Und der Studentenberater im Sprachzentrum erklärte uns heute, dass wir die Aufenthaltsgenehmigung nur bekommen, wenn wir uns für zwei Sprachkurse anmelden (und diese natürlich auch bezahlen) – auch ne neue Regel. Was wir nicht verstehen: Andere Studenten durften problemlos nach Syrien einreisen. Vielleicht haben wir den falschen Grenzposten erwischt, vielleicht den falschen Beamten, vielleicht den falschen Tag. Es ist frustrierend, jeder gibt einem eine andere Antwort, gerne auch mal zwei. Egal ob es um die Aufenthaltsgenehmigung geht oder das Visum oder schlicht um Öffnungszeiten. Sogar Bestechung, also ein Geldschein im Pass, wurde uns empfohlen. Ich will das nicht tun, es muss eine andere Möglichkeit geben... *sturkopf*

Stattdessen sind wir dann ins Wadi Rum gefahren, weil wir dringend raus aus der Stadt mussten. Zwei Tage auf Kamelrücken, drei Nächte unter Sternenhimmel. Himmlisch und viel zu schnell vorbei. Meine Meinung über arabische Männer hat sich dabei leider verfestigt.

Ich bin jetzt schon wieder zum Lernen verabredet. Fotos und weitere Worte kommen – hoffentlich – heute Abend oder morgen

Dienstag, 16. Oktober 2007


schlafplatz nach dem frühstück

such das kamel!


gymnastik x 2 (die süße im vordergrund ist samha, mein mädchenkamel, die einzige vierbeinige dame im trupp)

schönes desktop-bild:


der beduine ganz links ist eigentlich kanadier ;)


die aufschrift fand ich einfach zu gut

Dienstag, 9. Oktober 2007

Sodele, das Appartement ist fast fertig eingerichtet, die Doppelposts sind gelöscht (auch wenn ich sie noch angezeigt bekomme, hoffe ich doch, dass sie in Wirklichkeit schon weg sind…) und die Bilder vom vergangenen Wochenende sind hochgeladen.

Allerdings habe ich trotzdem keine Zeit, hier viel rumzulabern, denn morgen geht’s mit ein paar Leuten nach Damaskus. Keiner von uns hat ein Visum, aber mit ein bisschen Wartezeit kommen wir rein, haben uns unsere arabischen Freunde versprochen. Ich bin gespannt und packe sicherheitshalber das Backgammonspiel, Karten und haufenweise Batterien für den MP3-Player ein. Wir planen am Tag nach dem Zuckerfest, id al-fitr, zurückzukommen. Allerdings haben sich die Gelehrten noch immer nicht darauf geeinigt, an welchem Tag der Ramadan endet. Ich vermute, dass ich spätestens am Montag wieder online sein werde.

Betüttelt also derweil mein verwaistes Blog und denkt an mich. Ich hoffe, ich werde in Damaskus tanzen gehen, billig shoppen und wie irre fotografieren ;)

Lustig finde ich übrigens, dass in Amman Salsa total angesagt ist – es gibt offensichtlich haufenweise Clubs, die keineswegs nur von Ausländern besucht werden. Im Gegenteil.

Mal schau’n, vielleicht mache ich auch einen Kurs, wenn ich zurück bin. Die Hüften sollen schließlich geschmeidig bleiben und immer allein mit Kopfhörern tanzen, ist … – Ihr wisst schon, was ich meine.

Sonntag, 7. Oktober 2007

öhm, ja, also.

"ihre anfrage konnte nicht bearbeitet werden, bitte versuchen sie es erneut"

und dann doch wieder ein doppelpost... naja, ich versuch das morgen zu reparieren...
noch eben was zum thema seltsame technikwelt:

ich gebe zu, der letzte post hätte auch in einfacher version gereicht. allerdings wurde und wird (es sind mittlerweile gut 80 minuten vergangen) er mit dem firefox nicht angezeigt. mit dem explorer dagegen sehr wohl. allerdings kann der explorer nicht auf das konto selbst zugreifen, so dass ich mich wieder mit dem füchschen einloggen musste. dabei streikt der sonst normalerweise, wenn ich mich anmelden will...

wer's versteht, kläre mich auf!

Yippieh! Ich bin umgezogen. Nie wieder eine Schließzeit, kein Abmelden für Trips oder wegen anderer Gründe auswärts verbrachte Nächte und niemand mehr, der mich darauf aufmerksam macht, dass man mich mitsingen hört, wenn man im Gemeinschaftsraum einen Film guckt. Amira sah traurig aus, aber ich weiß, dass das nicht nur wegen mir ist, sondern weil ihr Leben gerade wirklich schwierig ist.

Allerdings musste ich zunächst denken, dass es sei ein Riesenfehler gewesen, hier einzuziehen. Dass das Badezimmer eine Staubwüste sein, der Kühlschrank müffeln, die Küchenplatte kleben würde und überhaupt überall Mengen dieses roten Staubs rum liegen würde, hatte ich nicht erwartet. Auch der Teppich ist noch der alte – des Ramadan wegen, wie mir der Vermieter lachend erklärte. Gut, dachte ich, dann machste halt morgen selber sauber. Das Bad bekam eine Dusche und dann wollte ich zumindest mal eben durchsaugen. Nachdem ich den Stromadapter bezwungen hatte – der vorhandene wollte ebenso wenig funktionieren wie mein mitgebrachter – stand ich in einer Wolke aus Staub, verfluchte mich dafür, dass ich meine Tasche bereits geöffnet hatte, und wär am liebsten sofort wieder ausgezogen. Ich marschierte zum Vermieter und der Grund zur Klage war offensichtlich.

Der hauseigene Ägypter (nicht ganz politisch korrekt, aber mir fällt grad keine bessere Formulierung ein) war nicht zu erreichen. Er hatte wohl vor einer Woche das Studio geputzt, aber den gründlichen Augen einer Deutschen war das eben nicht genug. Also sollte er noch mal ran und ich sollte ihm sagen, was mir nicht sauber genug war. Seltsame Vorstellung.

Ich wollte nur noch raus aus dem Staub und hab mich zur Lerngruppe bei Jay verdrückt. Ziemlich unnütz, denn sie waren schon fast fertig. Ich berichtete zum Amüsement aller von der cloud of dust und dass ich morgen Putzzeug kaufen will.

Zu meiner Überraschung stand meine Zimmertür weit offen, als ich wieder nach Hause kam. Drinnen wirbelten der Vermieter und Haitham, das ägyptische Mädchen für alles, die Staublappen. Ich setzte mich daneben, stöpselte das Modemkabel ein und alles war gut. Ich denke, hier kann ich es aushalten.

Morgen gibt es die Bilder von meinem fantastischen Wochenendtrip, jetzt wird erstmal geschlafen. Danke jedenfalls für die besorgten Nachfragen ;) Ich hatte einfach zu viel zu tun, um mich abends noch aufzuraffen und meinen Tag zu tippen... shame on me!


Samstag, 6. Oktober 2007


Dana Nature Reserve - das mit dem Grill müssen wir noch mal üben, aber der Blick in den Nachthimmel am Abend zuvor war einfach überwältigend. Da konnte man glatt den Hunger vergessen ;)


Im Wadi Mujib konnte ich leider keine Fotos machen. Es war ein großer Spaß, die ganze Zeit durch das Flüsschen waten, aufpassen, dass man in den Stromschnellen nicht weggespült wird und sich über kleine Wasserfälle kämpfen - das hätte meine Kamera nicht überlebt, aber sollte ich da noch mal hinfahren, kauf ich definitiv vorher ne wasserdichte Wegwerfkamera. Hier: Nass und glücklich.
Und dann noch Baden im Sonnenuntergang, äh, im Toten Meer:

Freitag, 5. Oktober 2007

Blick vom King's Highway...

... ins Wadi Mujib
auch für Pflanzenvernarrte schön :)


Größenvergleich:
Festung Kerak - und man darf wirklich überall hochklettern, unvorstellbar in D...

Montag, 1. Oktober 2007

Im Ramadan recherchieren scheint eine wirklich blöde Idee zu sein. Im Moment scheint wirklich jeder nur noch darauf zu warten, dass der Monat ein Ende hat. Meine Gesprächspartnerin heute war immer wieder geistig abwesend und wirkte als könne sie es kaum abwarten, dass ich das Gespräch endlich beende und sie nach Hause kann, um endlich Ruhe zu haben. Unser arabischer Nachhilfelehrer – ein Freund von Jay, der aus Palästina stammt, in den Emiraten und Syrien aufgewachsen ist und jetzt in Amman studiert – erzählte mir gestern, dass er sogar froh ist, seine Zeit mit uns verbringen zu können, weil er so nicht die ganze Zeit auf das Essen am Abend wartet, sondern abgelenkt ist. Das Essen zum Sonnenuntergang heißt übrigens ifthar, ein Wort, das eigentlich für Frühstück benutzt wird.

Ich war im „Books and Café“, das in wirklich jedem Reiseführer erwähnt wird. Es wirkte ganz nett, obwohl man wegen des Ramadan nicht draußen sitzen konnte, weil die Nachbarn auf trinkende und essende Gäste sicher allergisch reagieren würden. Selbst das Sonnensegel über dem Glasdach wurde erst kurz vor dem Fastenbrechen aufgerollt – und ich vermute stark, dass das nicht nur wegen der tagüber stechenden Sonne geschah. Auffällig fand ich außerdem, dass die weiblichen Bedienungen ausnahmslos aus dem asiatischen Raum stammten. Die Männer, die die Abendschicht übernahmen, waren mit ihren kahlgeschorenen Köpfen und ihrer hellen Haut überhaupt keiner Nationalität zuzuordnen – sie hätten genauso gut hinter einer Theke in Berlin oder London stehen können.

Die Kurzgeschichte im Unterricht heute war nett, unser Montagslehrer Khalid ist wirklich klasse: Zwei Enten leben an einem See, der plötzlich Wasser verliert. Sie beschließen ihn zu verlassen und wollen sich von ihrer Freundin, der Schildkröte, verabschieden. Die protestiert und klagt, dass sie doch noch viel weniger ohne Wasser leben könne. Also überlegen die Enten nicht lang und schlagen der Schildkröte vor, dass sie sie mitnehmen werden – und zwar mit Hilfe eines Stocks, den sie mit ihren Schnäbeln tragen werden und an dem sich die Schildkröte mit dem Maul festhalten soll. „Aber wir dürfen nicht sprechen“, warnen sie sich gegenseitig. Geplant, getan, los geht der Flug. Und alle Leute schauen zu ihnen hinauf und staunen. Das passt der Schildkröte nicht und sie gibt einen Fluch von sich, so á la „Möge Gott/Allah Euch Böses schicken“. Klar, sie fällt und stirbt. Die Moral der Geschichte? Wohl so was in der Art wie: Lass die Leute lästern und kümmer dich nicht drum.

Morgen, wenn ich es richtig verstanden habe, bekommen wir mal wieder einen neuen Lehrer. Die Nachwuchslehrerin Hiba und wir kommen mittlerweile besser miteinander klar, der Unterricht macht endlich Spaß, weil wir vorankommen. Der Dritte, Osama, wird ausgetauscht – ich hoffe, ich habe das nicht nur verstanden, weil ich es verstehen wollte... Er war wirklich schrecklich. So hat er zum Beispiel immer versucht Englisch mit uns zu sprechen, obwohl er das nicht konnte. Statt alles in einfachem Arabisch mehrmals zu erklären, suchte er nach Worten und sprach sie teilweise so falsch aus, dass nichts davon Sinn machte. Dass er immer „Im Namen Gottes“ an die Tafel schrieb, bevor er irgendetwas anderes schrieb, fand ich ja noch lustig. Ich konnte auch akzeptieren, dass er versuchte, Grammatikfragen mit Koranzitaten zu beantworten. Der Koran ist schließlich die Grundlage des Hocharabisch. Dass er aber eine Stunde lang das Alphabet mit uns übte und trotzdem sämtliche Worte in Schnellschrift, die in etwa meiner deutschen Handschrift bei Pressekonferenzen entspricht, also quasi unleserlich ist, auf die Tafel krakelte, fand ich dagegen voll daneben. Der hatte sicher noch nie ein Didaktikbuch in der Hand. Jemand hat mir auch erzählt, dass er zuvor im zweiten Level unterrichtet hat, aber nach den ersten Beschwerden zu uns geschickt wurde. Ob er jetzt arbeitslos ist? Das wünsch ich ihm natürlich nicht – aber als Sprachlehrer war er definitiv ne Fehlbesetzung.

So, genug gelästert, liebe Schildkrötenfreunde. Der Wecker klingelt um 7.31.

Aaah, verdammt! Ich glaub, ich hab mal wieder stechenden Besuch. Jetzt muss ich doch noch mal das Licht anmachen und auf die Jagd gehen. *grrrrrrrrr* ... das mistvieh hat es tatsächlich geschafft, mich innerhalb von sekunden viermal in den linken fuß zu stechen und sich dann so wirkungsvoll zu verstecken, dass meine jordan times keine chance hatte. noch dazu war es immer noch hungrig, wie ich heute morgen an dem juckenden fleck auf meinem arm feststellen konnte. *grmpf*
alles gut, ziemlich heiss wieder, ich fleissig.

deshalb kein langer text, aber ich lebe noch und plane schon wieder tolle sachen...

morgen vielleicht wieder mehr.

ma-salama ist der abschiedsgruss und bedeutet soviel wie mit der wohlbehaltenheit

ein strahlendes laecheln fuer euch alle

:))

Samstag, 29. September 2007

Das war ein guter Tag. Er begann klassisch arabisch. Um acht sollte der Bus starten, gegen neun tauchte unser Begleiter vom Lehrpersonal auf. Allerdings war der Bus zu voll und mein Name auf der Liste derer, die sich angeblich zu spät angemeldet hatten und deshalb wieder nach Hause gehen sollten. Im Verlauf der Woche sollten wir den Ausflug dann nachholen können. Wir protestierten, ich vorneweg, denn wir hatten uns tatsächlich rechtzeitig angemeldet. Allerdings hatten wir unsere Namen auf die Rückseite der Liste geschrieben, weil die Vorderseite bereits voll war. Der Protest tat seine Wirkung, ein zweiter, kleinerer Bus wurde organisiert und kurz vor zehn ging es dann tatsächlich los.

Zuerst ging es zum Berg Nibou, auf dem Moses zum ersten Mal das Gelobte Land gesehen haben soll. Leider war es sehr dunstig, so dass man kaum das Tote Meer und den Jordan erkennen konnte. Trotzdem war die Sicht mal wieder überwältigend, in der kleinen Kirche auf dem Berg gab es wunderschöne Glasfenster und bunte, kunstvolle Mosaike. Wir hatten ganze zwei Stunden Zeit umherzuwandern und die Sicht zu genießen. Janneke hatte wunderbarerweise Brot und Humus dabei und hat es großzügig mit uns geteilt, während wir hinüber nach Israel schauten.

Danach ging es nach Madaba, das vor allem für seine Mosaike bekannt ist. Leider mussten wir im Schnelldurchgang durch die Mosaikausstellung hetzen, weil unsere Begleiter – das unterstelle ich jetzt mal bösartigerweise – früh Feierabend machen wollte. Nizar ist einer der Arabischlehrer des Sprachzentrums und stammt aus Madaba, am Ende des Ausflugs blieb er in „my town“. Nach dem Museum ging es in ein Restaurant, obwohl die meisten von uns lieber sofort zurück nach Amman gefahren wäre. So saßen sechzig Leute im Obergeschoss eines Restaurants, warteten sicher eine Stunde lang auf eher teuere Sandwichs und kalte Getränke, um danach durch die St. Georges-Kirche gejagt zu werden, die für ihr Landkartenmosaik des alten Arabien berühmt ist. Die Kirche an sich ist nett, weil orthodox und daher voll mit Heiligenbildern und pompösen goldenen Kronleuchtern, das Mosaik allerdings ist nur noch teilweise erhalten und im Vergleich zu den vorher gesehenen deshalb eher unspektakulär.

Zurück in den Bus und nicht mal eine Stunde später waren wir wieder in Amman.

Ich war schon gestern mit Megan (das ist übrigens die korrekte Schreibweise *schäm*) zum Lernen verabredet, aber weil sie recht weit außerhalb bei ihrer Gastfamilie wohnt, hatte sie mir gestern Mittag abgesagt. Heute wollten wir das Lernen nachholen und landeten schließlich bei Jay (keine Ahnung, ob ich das jetzt richtig geschrieben habe...), ebenfalls Amerikaner und in unserer Gruppe, der ganz in der Nähe der Universität ein Appartement mit einem arabischen Studenten teilt. Im Haus wohnen noch andere junge Leute, unter anderem Leila, eine superhübsche Französin, die ebenfalls im Sprachzentrum lernt. Er war mit Ahmed, einem Jordanier, zum Lernen verabredet und davon profitierten auch Megan und ich. Die kurze Stunde war total klasse – er las uns den Text vor, ließ dann uns lesen und korrigierte unsere Aussprache (ich habe echte Probleme mit dem R) und stellte dann Fragen zum Text. Morgen wollen wir uns wieder treffen. Ich freue mich total darauf.

Gegen sechs kamen Leila und ein weiterer arabischer Freund, dessen Namen mir gerade entfallen ist und der mit ihr ein französisch-arabisches Sprachtandem bildet, und wir gingen in ein Restaurant in der Nähe. Drei verschiedene Arten Huhn mit Reis und Joghurt, Salat und Datteln und zum Abschluss arabischer Kaffee mit Kardamon. Wir schlugen uns die Bäuche voll und hingen dann für eine Weile zufrieden in den Kissen, tauschten englische, arabische, französische und deutsche Worte und lachten eine Menge.

Megan verabschiedete sich danach, ich begleitete Jay in sein Appartement. Eigentlich wollten wir noch eine Runde lernen, aber dann saßen wir doch nur auf seinem Balkon, von dem man einen tolle Blick auf das umliegende Viertel hat, und redeten über seinen Studienaufenthalt in Deutschland, die faszinierende Verbreitung der englischen Sprache selbst in wenig entwickelten Ländern und unsere Zukunftspläne. Er ist zum zweiten Mal in Jordanien und will in den Flüchtlingscamps arbeiten. In den nächsten Monaten will er sich einen Job suchen und dann versuchen als freiwilliger Helfer Fuß zu fassen.

Netterweise begleitete er mich nach Hause, denn mein Hostel liegt auf der anderen Seite des Campus und es war mittlerweile auch dunkel. Ich war wirklich froh über die Begleitung, denn auf dem Weg waren kaum Menschen zu Fuß unterwegs, außerdem liefen wir sicher eine Dreiviertelstunde lang. Wir wechselten immer mal wieder in Deutsch, weil er sein Deutsch erhalten möchte, aber schon lange nicht mehr gesprochen hat, unterhielten uns über Musik, Jordanien und schmutzige Witze. Für den Rückweg hab ich ihm meinen MP3-Player geliehen, morgen will ich ihm den USB-Stick voll mit deutschsprachiger Musik mitbringen.

Zu Hause zog ich noch alle Fotos und die Videosequenzen, die ich aus dem Bus heraus gemacht habe, auf den Rechner. Dann klopfte Amira und wir quatschten eine kurze Weile. Sie hat Probleme mit einem ihrer Partner, weil der gerade von ihr verlangt, dass sie ihm das Manuskript für ihr zweites Buch über Jordanien überlässt, die finanzielle Gegenleistung aber auf später verschieben will.

Jetzt bin ich müde und will nur noch schlafen, werde aber vielleicht noch mal die Vokabelkarten durchgehen. Morgen beginnt der Kurs zwar erst um elf, aber ich würde gern früher aufstehen, um einen Teil der Übungen vorzubereiten. Mal schauen, was mein innerer Schweinehund dazu sagt...
Richtung Israel

Taufbecken und Kreuz auf dem Mount Nibou

Mosaikdetail in der Kirche auf dem Berg

ziemlich freizügiges Mosaik in Madaba (die zweite Person rechts ist eine barbusige Frau...)

Kronleuchter in St. Georges