Freitag, 24. August 2007

Ich hatte schon bessere Tage. Die Arbeit hat Ärger gemacht, der Kater ist ausgezogen und den ganzen Tag kochte ein ekliger kleiner Kessel voll mit Gefühlen wie Überforderung und Hilflosigkeit immer mal wieder über. Dabei ist alles im grünen Bereich.

Der Seecontainer in R. wirkt trocken, stabil und sauber. Der Vermieter ein Original; dicke Plautze im Blaumann, verschärft durch eine prall gefüllte Brusttasche. Die Zähne schief, aber er lacht viel, erzählt viel und lässt sich auch von B.s hartnäckigem Feilschen nicht aus der Ruhe bringen, schenkt mir schließlich eine Monatsmiete. Bei Preisverhandlungen merke ich von meinen arabischen Genen leider nicht viel...

Der Umzug von Freund Leroy läuft ebenso entspannt. Ich leihe den Bollerwagen von J., den wir voll packen mit Katzenstreu und Klo, Sitzsack, Spielzeug und Futter. Oben drauf thront der Pelz im Korb. Guckt durch die Stäbe und gibt kein Tönchen von sich, während wir ihn zweimal um die Ecke und die Straße entlang ziehen.

In der Wohnung kommt er erst raus, als wir ihn rufen. Tapert durch die Wohnung, schnuppert hier, guckt da, ganz entspannt. Nimmt Katzenklo und Futterstelle zur Kenntnis, benutzt sie aber nicht. Die beiden haben extra geputzt für ihn, in den Fensterbänken liegen Kissen bereit. Ich werde zum Essen eingeladen und bleibe gern. Noch ist alles in Ordnung, denn Freunde besucht haben der Kater und ich schon ein paar Mal. A. bringt mich nach Hause, um mir beim Verstauen des Bollerwagens zu helfen. Durchs Fenster winkt J., ich lese auf ihren Lippen „Er mauzt“. Armer Schatz. Auf den Balkon zu gehen und ihn nicht rufen zu können, ist auch ein seltsames Gefühl.

Zu Hause Packen, die neue Tasche, natürlich viel zu voll. Morgen Frühschicht, verlängert wegen der Loveparade. Danach Zug fahren, vielleicht ein bisschen schlafen, lesen, denken bis Erfurt. Mein Bruder schickt ein Foto von sich per Handy: „Fahndungsfoto ;-)“, er grinst von unten in die Kamera. Wir haben scheinbar fast die selber Frisur zurzeit. Seine Augenbrauen erkenne ich als meine wieder.

Es ist kein Wunder, dass heute Tränen kamen. Es ändert sich so viel, so schnell. Das bisschen Traurigkeit über die vielen kleinen Abschiede jeden Tag summiert sich und bahnt sich einen Weg. Das bisschen Angst vor den ungeklärten Fragen und neuen Wegen gibt zusätzlich Druck auf die Tränenkanäle. Ich lass es fließen und fühle mich leichter. Morgen ist ein neuer Tag.