Dienstag, 18. September 2007

Seit heute bin ich in Level 3. Ich bin selbst noch etwas überrascht und auch ein wenig ängstlich, weil ich fürchte, sehr schnell den Anschluss zu verlieren. Aber nachdem der erste Text im Buch des zweiten Levels mit sabah al-cha’ir, Guten Morgen, begann und wir jeden Satz mindestens viermal wiederholt haben, beschloss ich, dass das Niveau doch zu niedrig für mich ist. Die allgemeinen Grußformeln gehen mir schließlich mittlerweile flüssig über die Lippen. Natürlich würde ich auch in Level 2 etwas lernen, aber ich kenne mich gut genug, um zu wissen, dass ich selten mehr lerne, als unbedingt nötig. Ich würde Jordanien verlassen, ohne das Maximum herausgeholt zu haben. Das Risiko, in ein paar Wochen frustriert zwischen meinen Vokabelkarten zu sitzen, will ich eingehen.

Die Sätze im ersten Text des Level 3-Buchs waren bereits deutlich komplexer, der Lehrer sprach weit schneller und ich habe nicht alles auf Anhieb verstanden. Aber auch hier wurden die Sätze mehrfach wiederholt und im Zweifel muss ich die Texte eben mit dem Wörterbuch vorbereiten. Außerdem sah ich deutlich, dass auch einige andere Schüler Schwierigkeiten hatten, Text und Lehrer zu verstehen.

Der Unterricht war gerade zu Ende, da klingelte mein Telefon. Die zweite Überraschung des Tages. Mayuf, mein Vater, war in der Leitung. Noch gestern hatte ich darüber nachgedacht, ihm eine Beschwerde-Mail zu schreiben, weil ich schon seit gut zwei Wochen auf seine Antwort warte. Die Verbindung war sehr schlecht, deshalb vereinbarten wir, dass ich ihm eine Mail schreiben sollte. Nur kurze Zeit später kam seine Antwort. Er ist doch nicht in Syrien, aber er will mich dort in knapp zwei Wochen treffen. Nach Amman könne er nicht kommen, schrieb er. Nun muss ich schnell herausfinden, ob und wie ich nach Syrien reisen kann und wo genau wir uns dort am besten treffen. Ich denke, ich werde meine Recherchen in Amman verschieben. Ich habe Mayuf seit über drei Jahren nicht mehr gesehen.

Bis vier Uhr lud ich endlich alle Texte in den Blog und schlug mich mit der Formatierung herum. Aber jetzt ist alles in lesbarem anderthalbfachem Zeilenabstand und bereits mit einigen Fotos versehen. Vielleicht ändere ich in den nächsten Tagen noch einige Dinge, aber insgesamt bin ich ganz zufrieden mit dem Erscheinungsbild von crossing jordan. Einige Freunde haben meine Schreiberei schon kommentiert. Alf schukr, tausend Dank, ihr Lieben! Ob ich das gute Stück anderweitig verlinken lasse, muss ich noch überlegen.

Meine Waschpläne für den Nachmittag lösten sich leider in Luft auf, weil der Raum mit der Waschmaschine abgeschlossen war. Zeynat versprach aber, dass sie den Schlüssel morgen für mich bereithalten will. Ich bin gespannt und erwarte, dass ich eines dieser lustigen britischen Modelle vorfinden werde, deren Qualität mich in Spanien nicht recht überzeugen konnte. Dennoch: Auch so eine Maschine wird meine Handwaschkünste toppen.

Die dritte Überraschung: Ich werde mich von der Liste für die Rundfahrt durch Amman am Samstag streichen lassen und stattdessen mit Janneke, der Niederländerin, nach Petra fahren. Sie ist nur für sechs Wochen in Jordanien und will deshalb viele Sachen auf eigene Faust unternehmen. Als sie mir von ihren Plänen erzählte, bot ich ihr spontan meine Begleitung an. Sie war ganz angetan von dem Gedanken, nicht allein reisen zu müssen. Vorhin rief sie an und hatte schon fast alles organisiert. Wir wollen am Donnerstag mit dem Bus nach Petra fahren und am Samstag zurückkommen. Das wird sicher ein netter Trip, ich mag sie gern. Und zu zweit werden wir wahrscheinlich sehr viel entspannter durch die rote Felsenstadt bummeln als mit der ganzen Gruppe.

Außerdem habe ich endlich eine Möglichkeit gefunden, die vielbefahrene Hauptstraße fast komplett zu meiden, wenn ich zur Uni und zurück laufe. Der Verkehr dort ist zu allen Tageszeiten ziemlich dicht, selbst nachts höre ich die gesamte Zeit Autos auf der Straße. Haut und Lunge werden mir für den kleinen Umweg danken. Nach der kleinen Nebenstraße direkt vorm Hostel werde ich künftig den gesamten restlichen Weg auf dem Campusgelände zurücklegen. Als ich das erste Mal den Wächter am Tor vor dem Deanship-Gebäude fragte, ob ich dort auf das Universitätsgelände komme, verneinte der. Ich habe bis jetzt nicht verstanden, warum er mir diese Antwort gegeben hat. Eine meiner Mitstudentinnen meinte, er habe es vermutlich selbst nicht besser gewusst. Auf der Suche nach meinem Lehrbuch bin ich aber mittlerweile von der anderen Seite an das Tor herangekommen und weiß es nun also selbst besser.

Nach dem obligatorischen Schlaf, al-naum, geht’s jetzt in die Küche, al-matbach. Der kleine Unfall gestern hat übrigens keine Spuren hinterlassen ;) Und danach noch mal an den Rechner für ein paar Mails und an mein Lehrbuch, damit ich morgen nicht völlig verloren und ohne Vokalisierungszeichen in der Klasse sitze.

Ich verspreche übrigens feierlich, mich nicht mehr über deutsche hot rotations zu beschweren. Wenn ich noch einmal „Hey there Delila“ (Hab ich den Namen richtig?) höre, krieg ich nen Krampf. Lustig find ich dagegen, dass in Justin Timberlakes „Love stoned“ die Zeile „she looks like a model, except she got a little more ass“ zensiert ist. Der Hintern fehlt einfach. So was aber auch ;)