Montag, 3. September 2007

Ich habe fast zwei Stunden mit der Suche nach meinem Ticket verbracht. Es lag seit Monaten auf meinem Schreibtisch, sicher vergraben zwischen Telefonnummern, Postkarten, Briefen und Fotos. Gestern hob ich den Schatz. Heute konnte ich mich nur noch erinnern, den schlichten Briefumschlag auf den Tisch gelegt zu haben. Die Stelle war leer, als ich auf das Ticket schauen wollte. Ich durchsuchte die nähere Umgebung, das Altpapier, schließlich sogar Kisten, die wir gestern gepackt hatten. Beim vierten Karton fiel der Groschen. Das Ticket lag bereits da, wo es hingehört – neben dem Pass.

Manche Dinge räume ich mehrmals hin und her, bis sie endlich in den Kisten verschwinden können. Die Wände sind jetzt fast blank. Das große Bild über dem Bett hängt noch, genau wie die Kalender, das Krokodil im Bad und das Feel good-Schild über der Tür. Sämtliche andere Deko ist in Kisten und Ordnern verschwunden. In die Küche bin ich noch nicht vorgedrungen.

Stattdessen habe ich endlich meine Reisekrankenversicherung abgeschlossen, einer Freundin bei einem Text geholfen, mich zwei Stunden lang über die Sprachförderung in Kindergärten unterhalten, während eines Regenschauers mit einer zufällig gerade vorbeilaufenden Freundin Bratwurst gegessen und auf der Jagd nach einer Hose die Kinderabteilungen der Kleiderhändler durchforstet.

Während ich durch die Kaufhäuser streife, durchfährt mich kurz das Bewusstsein, dass ich in wenigen Tagen in einer anderen Welt sein werde. Sicher sehe ich auch hier viele Frauen mit Kopftuch beim Einkauf. Doch einfach durch die Herrenabteilung zu marschieren und die Kabinen dort zu benutzen, weil die bei den Frauen ähnlich wie bei öffentlichen Toiletten chronisch zur Bildung von Warteschlangen neigen, das werde ich mir wohl abgewöhnen müssen. Noch wahrscheinlicher ist es allerdings, dass ich gar nicht erst in Versuchung kommen werde, Männertoiletten oder –anproben zu benutzen.

Die Zeit rast, ich muss jetzt schlafen. al-taks ist das Wetter, al-schams die Sonne, al-matar der Regen.