Samstag, 21. April 2012

Freitagsgebet auf dem Tahrir-Platz.
(Und der Grund für die Verspätung des Posts. Dies kleine Video hochzuladen hat fast 24 Stunden gedauert. Jetzt frag ich mich, ob ich was falsch gemacht habe. Normal ist das wohl nicht, oder?)



Zuvor hatte der Prediger Mazhar Shaheen mit einer ägyptischen Flagge in der Hand zur Verteidung der Ziele der Revolution aufgerufen. Er forderte die Menge, die mit Allah Akbar-Rufen (Gott ist größer) antwortete, unter anderem dazu auf, sich nicht spalten zu lassen und die Revolution fortzusetzen. Dazu gehöre unter anderem, dass Ägypten ein ziviler Staat bleiben müsse, Vertreter des alten Regimes, die so genannten Felul, keine Macht mehr haben dürften, die neue Verfassung nicht unter einem Militärregime geschrieben und die Präsidentschaftswahlen nicht verzögert werden dürften
 
Zur Erklärung: Nachdem die verfassungsgebende Versammlung vom islamistisch dominierten Parlament vor allem mit Islamisten besetzt worden war, hatten die wenigen sekulären und liberalen Kräfte nach und nach ihren Rücktritt aus der Versammlung erklärt. Kurze Zeit später stoppte dann das höchste Verwaltungsgericht das Zusammentreten der Versammlung, die zur Hälfte aus Parlamentsmitgliedern und zur anderen Hälfte aus durch das Parlament nominierten Mitgliedern besteht. Wann die Versammlung, die die neue Verfassung schreiben soll, schlussendlich zusammentritt, ist offen. Diskutiert wird unter anderem, die Präsidentschaftswahlen zu verzögen, bis die Verfassung geschrieben ist, oder aber die Verfassung erst nach den Präsidentschaftswahlen zu schreiben. Derzeit gibt es fast tägliche Treffen zwischen dem Militärrat und den politischen Parteien. Der neue Präsident soll eigentlich im Mai gewählt werden und am 30. Juni feststehen. Eine Verfassung in dieser kurzen Zeit zu schreiben und wie geplant durch ein Referendum von der Bevölkerung absegnen zu lassen, ist kaum möglich.

Besonders laut waren die Allah Akbar-Rufe der Menge auf dem Tahrir allerding als Shaheen den Besuch des ägyptischen Muftis Ali Gum'a in Jerusalm kritisierte. Die Ablehnung einer Normalisierung der Beziehungen zu Israel scheint weiterhin das Thema zu sein, dass die Ägypter am meisten eint.

Und obwohl der Freitag eigentlich unter dem Motto Einheit stand, hatte doch fast jede politische Strömung ihre eigene Bühne aufgebaut. Ich habe zwar keine Auseinandersetzungen gesehen, aber doch davon gelesen. Und noch heute abend waren die Unterstützer des Salafi Abou Ismail auf dem Tahrir, um gegen seinen Ausschluss aus dem Rennen um die Präsidentschaft zu protestieren.

Zusammenschnitt aus zwei ägyptischen Talkshows zum Thema "Fremdsprachen, Israel und Niederlagen nicht akzeptieren können"