Donnerstag, 23. August 2007


Es war ein kurzer Tag, weil er spät begann. Um sieben ins Bett, um eins aufgewacht. Wasser aufsetzen, ins Bad gehen, Computer anschalten, Kater füttern, Kaffee überbrühen, Nachrichten abrufen und beantworten. Ein sehr alltäglicher Start.

T. kommt vorbei, weil er gestern sein Telefon bei mir vergessen hat. J. stolpert rein, erzählt von den Dreads, die er dem Typ, der grade in seiner Wohnung schläft, macht und von den Drogen, die dieser mitgebracht hat. Ich bin anti, weil ich mich sorge. Nötig ist das vielleicht nicht, denn bisher hilft immer Papa. Ich mache mir trotzdem meine Gedanken um Scheitern und Absturz. Ich verpacke schon wieder Pflanzen und kriege den Monsterkaktus wohl los. In meinem Daumen stecken zwei Stachelspitzen, es fühlt sich ein wenig dick an und tut ein bisschen weh, wenn ich drauf drücke – was bei Daumenspitzen ja irgendwie ständig passiert. Ich hoffe, ich muss nicht in den nächsten Tagen mit medizinischem Vokabular um mich werfen und von lustigen Aufschneid- und Rauspulaktionen berichten.

Ich sortiere Schuhe aus, Klamotten. Dinge, die man mal eben so erledigen will, weil man gerade davor steht. Und die man sonst auf später verschiebt, wenn man mal wieder vor ihnen steht. Und plötzlich ist schon wieder so viel Zeit rum. Ich habe meinen Beitrag fertig geschrieben und abgeschickt. Mich noch mal über umziehende Katzen schlau gemacht und andere Internetbekanntschaften gepflegt. Dann kam Herr A., ein potenzieller Nachmieter. Sein Bierschweiß war so aufdringlich, dass ich kurz darüber nachdachte, ob ich überhaupt mit ihm in einer Wohnung sein will. Zu seinem Pech hatte es zudem gerade heftig geregnet, sein Gesicht war klatschnass. Auf die Idee, ihm ein Handtuch anzubieten, kam ich nicht, so abstoßend fand ich ihn. Was sagt das nun wiederum über meine Fähigkeit zur Nächstenliebe aus? Und will wirklich jemand lesen, wie ich was, wo und wann erledigt habe?

Am Abend gibt A. seinen Ausstand, bevor er für zwei Monate auf die Insel verschwindet, beim Treff mit ein paar Freunden. Ich komme zu spät und doch eigentlich gerade recht. Eine Runde aus Menschen, die sich gut zu kennen scheinen. Ich falle – auch mehr versehentlich – mit meinen Bestellungen aus dem Rahmen. Nur ich hab einen Cocktail, mein Sandwich hat zwei wackelige Etagen und bereitet mehr Probleme beim Essen als ihre überbackenen Toasts. Wir witzeln darüber. Kurz vor Mitternacht verabschiede ich mich, rufe C. an, die mich auch treffen wollte.

Sie lädt mich ein, sagt allerdings nichts von dem Jungen, den ich gleich in ihrer Wohnung treffen werde. Wir sitzen zusammen, rauchen und reden und verstehen uns gut. Nachdem er gegangen ist, sprechen wir noch ein wenig weiter. Die Männer und die Familie – nicht enden wollender Gesprächsstoff. Und oft dreht man sich im Kreis, weil die Wünsche und Sehnsüchte einfach nicht einsehen wollen, dass sie fehl am Platz sind und anderen, unerwartet guten Dingen möglicherweise die Chance stehlen. Nur manchmal macht es vielleicht Klick oder Klack oder Bim und der Kreislauf wird durchbrochen, bis zum nächsten Mal.

al-huub heißt die Liebe. Der Kater liegt neben mir. Zum letzten Mal für lange Zeit; in den vergangenen zehn Jahren waren wir fast täglich zusammen. Ich streichle ihn kurz, er gurrt und dreht sich genüsslich auf den Rücken, schnarchseufzt noch einmal, zuckt mit den Ohren und schläft weiter. Habibi heißt mein Schatz.