Dienstag, 25. September 2007

Ich werde in die Hölle kommen. Jedenfalls wenn es nach den Beduinen geht. Denn eine Frau, die eine Katze in ihrer Wohnung duldet – egal ob sie sie füttert oder nicht – kommt in die Hölle. Von diesem Glauben hat mir der Verlobte von Amira, meiner russisch-ukrainischen Nachbarin, erzählt, als wir zum Essen in ein Restaurant fuhren. Ich hatte das Thema nicht angesprochen und nach der Geschichte auch geflissentlich verschwiegen, dass ich mich meinen Kater herzlich verbunden fühle.

Der scheint sich übrigens bei seinen Zweitmamas sehr wohl zu fühlen. Am Wochenende kam eine Mail mit Fotos vom ersten Ausgang. Die beiden haben ihm eine Katzentreppe vom Balkon aus gebaut. Und er hat sich benommen, wie ich ihn kenne: Er musste erst mit Fleischstückchen davon überzeugt werden, dass so eine Treppe eine feine Sache ist. Auf jeder Stufe lag ein Stück. Das Ganze sah auf den Bildern noch etwas wackelig aus, aber ich bin sicher, dass er mittlerweile gazellengleich hoch- und runterturnt und die neue Freiheit reichlich auskostet.



Das Essen jedenfalls war überwältigend. Wir mussten nicht mal zahlen, weil Nashat, der Freund von Osama, so heißt Amiras Verlobter, der Mutter des Besitzers des Jabri einmal das Leben gerettet hat. Nashat ist Kardiologe. Also saßen wir in diesem ziemlich vornehmen Restaurant – weiße Tischdecken, mit weißem und orangefarbenem Stoff überzogene Stühle und Stoffservietten. Um uns herum luden Männer, Frauen und Kinder die Tische voll und warteten auf den Moment des Fastenbrechens. Ehrlich! Ich hab noch nie so einen vollen Tisch gesehen. Vom Buffet schleppten Osama und Nashat alles auf einmal an: Suppen, Hauptspeisen, Salate, Desserts und Obst. Ich hatte mir nur einen Teller gefüllt und wollte, wie ich es gewöhnt bin, ein zweites oder drittes Mal ans Buffet gehen. Am Ende hätte wirklich nicht mal mehr eine Untertasse auf den Tisch gepasst. Die Minuten vergingen und ich habe nicht ganz verstanden, woran die Leute erkannten, dass sie mit dem Essen anfangen dürfen. Draußen war es definitiv noch hell. Ich vermute mal, dass es ein entsprechendes Stichwort in den überall präsenten Fernsehern gab, das ich nicht mitbekommen habe.

Besonders Nashat, der sich im Gegensatz zu uns anderen tatsächlich an das Ess- und Trinkverbot während des Tages hält, aß in einem atemberaubenden Tempo und unwahrscheinliche Mengen. Als er sich am Ende den Bauch hielt und das Gesicht schmerzlich verzog, konnte ich es mir nicht verkneifen zu sagen, dass er viel zu schnell gegessen habe. Als Arzt sollte er das doch wissen, er nickte dazu. Zu meiner Verteidigung: Er hatte vorher versucht mich anzutreiben, denn in seinen Augen aß ich viel zu langsam.

Woran ich mich auch gewöhnen musste: Die beiden Männer legten andauernd irgendwelche Fleischstücke auf meinen Teller, obwohl der durchaus gut gefüllt war. Zum Glück hatte ich schon gelesen, dass niemand von einem erwartet, dass man seinen Teller restlos leert. Im Gegenteil: Ein leerer Teller bedeutet, dass man noch Hunger hat. Also probierte ich alles durch und ließ schließlich meinen viertelvollen Teller abräumen.

Absoluter Höhepunkt waren natürlich die Desserts. Für die mächtige Schokoladencreme finde ich keine Worte außer lathith schiddan, sehr lecker. Was genau die Bestandteile der weißen Cremes war, kann ich nicht mal sagen. Irgendwelche Früchte und Gewürze und es schmeckte genauso gut wie der Käse in den süßen Teigtaschen. Mjam! Und ich gestehe: Mein Bauch fühlte sich danach auch ziemlich prall an ;)