Dienstag, 21. August 2007

Gerade habe ich meinem Kater mit einem Leckerchen das Leben gerettet. Das ist zumindest ein schöner erster Satz für die folgende Geschichte: Schon im Hausflur hatte mein felider Mitbewohner sich seltsam benommen, aber ich hatte es auf die Spinnweben zurückgeführt, die ihm im Bart und an den Ohren hingen und sicher aus seinem Unterschlupf irgendwo im Hof des Häuserblocks stammten. Es hatte geregnet, den ganzen Abend. So sehr, dass es manchmal aussah, als hielte jemand einen überdimensionierten Duschkopf mit vollem Wasserdruck über uns, wie eine Wand aus Wasserstrahlen. Doch nachdem ich halb gegen seinen Willen die Spinnweben entfernt hatte und er über seinem Fressen stand, tat er es wieder. Zog die Lefzen, das heißt die oberen Lippen, ganz hoch, so dass man seine schönen weißen Eckzähne sehen konnte und wischte mit der Pfote darüber. Ich tippte auf eine Verletzung im Mund, eine Vergiftung gar, denn die Lust auf Fressen verging ihm über den krampfhaften Bewegungen. Des Rätsels Lösung: Ein Knochenstück, wahrscheinlich Huhn; das er auswürgte, nachdem er das Trockenfutterbällchen – mit dem ich ihn eigentlich nur wieder unter dem Bett hervorlocken wollte – halb gefressen hatte. Schön mitten ins Futter rein. Denn mit dem Leckerchen war der Appetit auf das Nassfutter in der Küche wieder geweckt. Es wurde verputzt, dann wurde sich geputzt, dann wurde groß getan, jetzt schläft er zu meinen Füßen, noch nicht ganz entspannt.

Ich habe den Tag damit verbracht, Kleinscheiß zu erledigen. Wohnungsanzeigen an den Unis aufhängen, nach einer Sprechstunde schauen, noch eine Tasche kaufen – für Laptop, Bücher und was ich so den ganzen Tag brauchen werde – Tesa, Kordel, Cutter dazu, Paketklebeband war leider aus. Dann zur Arbeit. Der Chef ruft mich rein und ich bin sicher, dass ich nichts verbockt habe, und trotzdem irgendwie nervös. Ich soll nur länger arbeiten am Samstag. Die Loveparade kommt ins Ruhrgebiet und alle erwarten Andrang und Trubel. Ich bin für Technobeats und Menschenmassen nicht mehr wirklich zu haben seit ich in Berlin fast überrannt wurde und danach erst im Tierpark und dann auf ner merkwürdigen Danach-Party landete. Die mehrheitlich mit Jungs besetzte Runde schaute Videos der Paraden aus den vergangenen Jahren an, gesprochen wurde nicht viel und wenn recht ruppig. Ich blieb, weil ich verliebt war. Irgendwann landeten wir in der Küche und irgendwann dann gingen wir endlich. Die Ruhr-Loveparade wollte ich also eh nicht sehen, stattdessen war ich froh, noch kein Ticket für den Besuch bei meinem Bruder gekauft zu haben.

Ich treffe ein paar Leute, die ich kenne. Wir lachen uns an, freuen uns, haben aber meist schon wieder fast vergessen, was unser Gegenüber beim letzten Mal erzählt hatte. Ich nehme mir wieder vor, nicht mehr peinlich berührt zu sein, wenn sich bei mir solche Gedächtnislücken auftun, und nicht mehr die Augen zu verdrehen, wenn die Leute glauben, dass ich in den Jemen fahre. Denn das ist ja auch alles nicht so einfach. Im Jemen war ich schließlich schon und habe davon erzählt. Außerdem beginnt Jordanien auch mit J. Würde ich nach Ägypten fahren, wäre sicher alles einfacher ;)

Ich bin müde und habe morgen wieder viel zu tun. Arabisch habe ich wieder nicht lernen können. Deshalb heute einfach ein paar Tiere, passend zur Geschichte. Katze – kitta, Hund – kalb, Maus – fuur, Kaninchen – arnab, Hahn – diik, Huhn – dadschidschi, Ente – ba’ta, Esel – himaar, Schaf – dscharuf.