Montag, 1. Oktober 2007

Im Ramadan recherchieren scheint eine wirklich blöde Idee zu sein. Im Moment scheint wirklich jeder nur noch darauf zu warten, dass der Monat ein Ende hat. Meine Gesprächspartnerin heute war immer wieder geistig abwesend und wirkte als könne sie es kaum abwarten, dass ich das Gespräch endlich beende und sie nach Hause kann, um endlich Ruhe zu haben. Unser arabischer Nachhilfelehrer – ein Freund von Jay, der aus Palästina stammt, in den Emiraten und Syrien aufgewachsen ist und jetzt in Amman studiert – erzählte mir gestern, dass er sogar froh ist, seine Zeit mit uns verbringen zu können, weil er so nicht die ganze Zeit auf das Essen am Abend wartet, sondern abgelenkt ist. Das Essen zum Sonnenuntergang heißt übrigens ifthar, ein Wort, das eigentlich für Frühstück benutzt wird.

Ich war im „Books and Café“, das in wirklich jedem Reiseführer erwähnt wird. Es wirkte ganz nett, obwohl man wegen des Ramadan nicht draußen sitzen konnte, weil die Nachbarn auf trinkende und essende Gäste sicher allergisch reagieren würden. Selbst das Sonnensegel über dem Glasdach wurde erst kurz vor dem Fastenbrechen aufgerollt – und ich vermute stark, dass das nicht nur wegen der tagüber stechenden Sonne geschah. Auffällig fand ich außerdem, dass die weiblichen Bedienungen ausnahmslos aus dem asiatischen Raum stammten. Die Männer, die die Abendschicht übernahmen, waren mit ihren kahlgeschorenen Köpfen und ihrer hellen Haut überhaupt keiner Nationalität zuzuordnen – sie hätten genauso gut hinter einer Theke in Berlin oder London stehen können.

Die Kurzgeschichte im Unterricht heute war nett, unser Montagslehrer Khalid ist wirklich klasse: Zwei Enten leben an einem See, der plötzlich Wasser verliert. Sie beschließen ihn zu verlassen und wollen sich von ihrer Freundin, der Schildkröte, verabschieden. Die protestiert und klagt, dass sie doch noch viel weniger ohne Wasser leben könne. Also überlegen die Enten nicht lang und schlagen der Schildkröte vor, dass sie sie mitnehmen werden – und zwar mit Hilfe eines Stocks, den sie mit ihren Schnäbeln tragen werden und an dem sich die Schildkröte mit dem Maul festhalten soll. „Aber wir dürfen nicht sprechen“, warnen sie sich gegenseitig. Geplant, getan, los geht der Flug. Und alle Leute schauen zu ihnen hinauf und staunen. Das passt der Schildkröte nicht und sie gibt einen Fluch von sich, so á la „Möge Gott/Allah Euch Böses schicken“. Klar, sie fällt und stirbt. Die Moral der Geschichte? Wohl so was in der Art wie: Lass die Leute lästern und kümmer dich nicht drum.

Morgen, wenn ich es richtig verstanden habe, bekommen wir mal wieder einen neuen Lehrer. Die Nachwuchslehrerin Hiba und wir kommen mittlerweile besser miteinander klar, der Unterricht macht endlich Spaß, weil wir vorankommen. Der Dritte, Osama, wird ausgetauscht – ich hoffe, ich habe das nicht nur verstanden, weil ich es verstehen wollte... Er war wirklich schrecklich. So hat er zum Beispiel immer versucht Englisch mit uns zu sprechen, obwohl er das nicht konnte. Statt alles in einfachem Arabisch mehrmals zu erklären, suchte er nach Worten und sprach sie teilweise so falsch aus, dass nichts davon Sinn machte. Dass er immer „Im Namen Gottes“ an die Tafel schrieb, bevor er irgendetwas anderes schrieb, fand ich ja noch lustig. Ich konnte auch akzeptieren, dass er versuchte, Grammatikfragen mit Koranzitaten zu beantworten. Der Koran ist schließlich die Grundlage des Hocharabisch. Dass er aber eine Stunde lang das Alphabet mit uns übte und trotzdem sämtliche Worte in Schnellschrift, die in etwa meiner deutschen Handschrift bei Pressekonferenzen entspricht, also quasi unleserlich ist, auf die Tafel krakelte, fand ich dagegen voll daneben. Der hatte sicher noch nie ein Didaktikbuch in der Hand. Jemand hat mir auch erzählt, dass er zuvor im zweiten Level unterrichtet hat, aber nach den ersten Beschwerden zu uns geschickt wurde. Ob er jetzt arbeitslos ist? Das wünsch ich ihm natürlich nicht – aber als Sprachlehrer war er definitiv ne Fehlbesetzung.

So, genug gelästert, liebe Schildkrötenfreunde. Der Wecker klingelt um 7.31.

Aaah, verdammt! Ich glaub, ich hab mal wieder stechenden Besuch. Jetzt muss ich doch noch mal das Licht anmachen und auf die Jagd gehen. *grrrrrrrrr* ... das mistvieh hat es tatsächlich geschafft, mich innerhalb von sekunden viermal in den linken fuß zu stechen und sich dann so wirkungsvoll zu verstecken, dass meine jordan times keine chance hatte. noch dazu war es immer noch hungrig, wie ich heute morgen an dem juckenden fleck auf meinem arm feststellen konnte. *grmpf*
alles gut, ziemlich heiss wieder, ich fleissig.

deshalb kein langer text, aber ich lebe noch und plane schon wieder tolle sachen...

morgen vielleicht wieder mehr.

ma-salama ist der abschiedsgruss und bedeutet soviel wie mit der wohlbehaltenheit

ein strahlendes laecheln fuer euch alle

:))