Samstag, 15. Dezember 2007

Mal wieder ein Irak-Film, nachdem ich einen der Schauspieler auf einer Party getroffen hatte und eingeladen wurde. „Battle for Haditha“, angeblich auch in Europa schon auf dem Weg in die Kinos. Eine Gruppe Marines, zwei Männer, die sich von al-Quaida bezahlen lassen und eine Bombe am Straßenrand vergraben, und die Nachbarschaft, die von der Bombe weiß und hin und her gerissen ist. Warnen Sie die Amis, werden sie von al-Quaida terrorisiert, tun sie nichts, passiert was passiert: Die Amis durchkämmen die Häuser und töten Männer, Frauen und Kinder in blinder Wut. Übel, aber irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, das alles schon gesehen zu haben. Vielleicht auch nur ein Zeichen, dass der Film sehr realistisch geraten ist.

Fast alle meine Bekannten hier sind krank – Grippe vom feinsten. Und tatsächlich hat’s mich dann gestern auch erwischt. Aber ein Tag zu Hause, viel Tee, viel Essen, viel Fernsehen und heute fühlte ich mich zwar noch immer etwas schwummerig, aber es scheint, der Kelch ist an mir vorüber gegangen.

Mein Lieblingskatz ist tot. In der Nachbarschaft toben zig Pelze rum und weil die Leute hier Katzen nur als Haustiere halten, wenn es Perser sind, und die Haustiger ganz offensichtlich immer mal wieder ausbrechen, sind einige der Straßenmiezen wirklich ausgesucht hübsch. Mein Liebling war ein schwarz-weißer Flausch, der seit gestern tot am Straßenrand liegt. Keine Ahnung, ob Gift oder Auto. Liegt zusammengekrümmt neben einer Mülltüte und niemanden kümmert’s. Überhaupt, Katzen in Amman - wühlen im Müll, sind sichtlich schmutzig und extrem scheu. Ich habe versucht, ein paar Fotos zu machen. Aber sobald ich stehen bleibe, laufen sie weg. Angst pur.



Ich habe die ersten Interviews geführt. Habe Frauen getroffen, die davon überzeugt sind, dass es zur allgemeinen Gleichberechtigung nicht mehr weit ist, und Frauen, die nur darauf warten, das Land endlich wieder verlassen zu können. Schätze, dass sich die Bilder nur zusammenfügen lassen, indem ich alle Möglichkeiten zeige, alle Widersprüche, die sich mir bieten, seit ich hier bin.

Dienstag geht’s hoffentlich endlich nach Damaskus. Ich habe das Visum! Es war viel Warterei, aber ich habe mich stumpf in der Botschaft an einen Tisch gesetzt und unter großem öffentlichem Interesse Hausaufgaben gemacht. War unterhaltsam. Und so oft ich mich hier schon gefragt habe, warum ich eigentlich nicht nach Damaskus gegangen bin, wo die Stadt doch so sehr viel schöner sein soll als Amman, habe ich in den letzten Tagen die Antwort schon mehrmals erhalten: Syrien hat nicht nur Facebook (das amerikanische StudiVZ, das hier quasi jeder benutzt) gesperrt, sondern auch youtube und blogspot. Sicher wäre die Lebensqualität während des Sprachkurs’ eine andere als hier, für mein Medienpraktikum dagegen scheint Amman der deutlich bessere Ort.

Im Arabischen macht man keinen Unterschied zwischen mischen und verwechseln, sagt meine Sprachpartnerin: Sowohl für Namensverwirrung als auch für Kuchenzutaten verwendet man das Wort chalata خلط .