Samstag, 8. Dezember 2007

In Deutschland keinen Fernseher zu haben, ist dank DSL, riesigem Monitor und DVD-fähigen Laufwerken heutzutage ja kein wirklicher Verzicht mehr. Hier dagegen genieße ich es wieder im Bett zu liegen und mich von arabischen Nachrichten berieseln zu lassen, die ich noch immer nicht mal zu einem Viertel verstehe. Ich warte geduldig auf den Moment, in dem es Klick macht.

Einige Beobachtungen, die ich aufschreibenswert fand: Bei Al-Arabiya العربية scheint es zum guten Ton zu gehören, die Interviewpartner mindestens einmal, am liebsten direkt während der ersten Antwort recht rüde zu unterbrechen. Ich frage mich, ob die Moderatoren so ihre journalistische Unabhängigkeit und Unbestechlichkeit beweisen wollen und sollen. Leider kann ich nur schlecht zwischen den Fernsehsendern unterscheiden, weil ich Al-Jazeera (Die Insel) الجزيرة nur auf Englisch empfange und deshalb selten schaue und zum Beispiel die beiden irakischen Sender Al-Hiwar (Der Dialog) الحوار oder Al-Forat (Der Euphrat) الفرات keinem Vergleich standhalten, weil sie insgesamt deutlich konservativer gestaltet sind. Das merkt man schon auf dem ersten Blick, da die Nachrichtensprecherinnen von Al-Arabiya durchweg sehr gestylt, mit offenen Haaren, Makeup und zum Teil sehr ansehnlichen Dekolletés moderieren, während die weiblichen Angestellten von Al-Hiwar durchweg streng gebundene Kopftücher tragen.

Wenn beim Fußball ein Tor geschossen wird, dann springen zumindest die jordanischen Fußballer nicht aufeinander, sondern fallen auf die Knie und küssen den Boden. Heute gesehen bei der Zusammenfassung des Spiels gegen Syrien.

Es gibt haufenweise Werbung für den Wiederaufbau des Irak und gegen Terrorismus – mal wirbt die irakische Fußballmannschaft für ihr Land, dann schimpft ein Vater mit seinem Sohn, weil dieser mit Dynamitstangen aus dem Haus schleicht, und drückt ihm mit den Worten „hatha mustakbal“ هذا مستقبل – „Dies ist die Zunkunft“ ein Buch in die Hand. Der brave Sohn ist natürlich in der nächsten Szene mit Buch und Studienkameraden zu sehen. Die Welt kann so schön sein.

Die saudische Post macht Werbung für Briefkästen, damit die fiesen Kollegen künftig nicht mehr die Mahnungen hämisch in der Firma rumzeigen oder das Lieblingsmagazin klauen. Das ist Fortschritt, definitiv.

Persönlicher Fortschritt (oben bereits zu bewundern): Arabische Buchstaben auf dem Rechner. Natürlich läuft das zurzeit nur im mühsamen Zwei-Finger-Suchsystem. Zudem verwirrt mich die Schreibrichtung, weil ich beim Vor und Zurück zwischen den Buchstaben oder beim Löschen derzeit noch jedes Mal die falsche Taste wähle. Nächster Schritt: Ein Brief an meinen Vater – in Arabisch und getippt.

Ach, und noch ne Erfolgsmeldung: Seit Donnerstag habe ich meine Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr. Nicht, dass ich wirklich so lange bleiben will. Aber damit sind meine Chancen, doch noch nach Syrien zu kommen und Mayuf zu treffen, deutlich gestiegen. Daumen drücken! Der Besuch bei der syrischen Botschaft steht schließlich erst noch bevor.