Samstag, 31. Dezember 2011

Wenn frau schon mal Besuch hat, muss sie sich auch nicht dafür schämen, touristische Attraktionen unsicher zu machen. Den Cairo Tower hatte ich schon mehrfach aus der Ferne bewundert und mich an den Lichtspielen seiner Millionen LEDs erfreut. Dass man auch nach oben kann, habe ich erst in diesem Jahr erfahren. Und die Gelegenheit genutzt:


View Cairo Tower in a larger map

Zamalek im Vordergrund und die Gegend nördlich von Downtown am Ufer

Downtown, die Brücke führt direkt zum Tahrir

im Vordergrund Zamalek, Mitte Manial und links Garden City

Wegen heftigem Sonnenschein fehlt der Blick auf Dokki und Muhandessin. Sorry, sorry.

Freitag, 23. Dezember 2011

Das mit dem Schlafen hat nicht recht geklappt. Mein Vater ist hier, ein reichlich spontaner Besuch, und wir haben den Freitag gemeinsam verbracht. Immer schön weit um den Tahrir herum, weil er Angst um mich hatte, während Freunde von mir demonstrierten. Friedlich, ohne Zwischenfälle, zum Glück.

Und dank einiger lustiger Abende in Gesellschaft, kenne ich plötzlich sogar einige Nasen aus dem folgenden Beitrag.



Den versprochenen Kommentar zur Rolle des Militärs habe ich noch immer nicht geschrieben. Ich finde es schwierig, alle Akteure hier richtig einzuschätzen, und habe deshalb beschlossen, noch ein wenig weiter darüber zu sinnen. Hier jemand, der schon eine Meinung hat.

Frohe Weihnachten euch allen!

Dienstag, 20. Dezember 2011

bin erschöpft und werde am Freitag nur schlafen, schlafen, schlafen. Und ja, es ist mir bewusst, dass heute erst Dienstag ist. In der arabischen Woche ist das aber schon der Mittwoch und manchmal hat man einfach so Wochen...

Seit vorgestern turne ich über meine zweite akademische Konferenz - English only. Mittags eile ich in die Sprachschule und dann wieder zurück. Abends netzwerken, Hausaufgaben machen, Nachrichten verfolgen. Bisschen viel auf einmal. Aber ein Ende ist ja in Sicht und Spaß macht es auch.

Und weil eine Kollegin, die vorgestern einen Vortrag gehalten hat, bei mir übernachtet und sich in Kairo auskennt, bin ich gestern über den Midan al-Tahrir gelaufen und habe mir auch aus einiger Entfernung die Barrikaden auf der Quasr al-Aini angesehen. Uniformen, Leute, Diskussionen, Schlagstöcke, Stacheldraht. Nichts, was ich jeden Tag haben muss. Aber seit ich es gesehen habe und nichts passiert ist, bin ich wieder deutlich ruhiger und enspannter. Alles nur in den Medien oder über Erzählungen von Freunden und Bekannten zu verfolgen, macht einen dann doch irgendwann ramdösig.

Zudem haben wir dann noch einen Kairo-Klassiker absolviert, zu dem ich bisher nicht gekommen war. Eine Runde im Boot auf dem Nil. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Mit bunten Lichterketten überspannt, ohrenbetäubende arabische Popmusik aus den Lautsprechern, entlang der Reling gepolsterte Sitzbänke und in der Mitte viel Platz auf den Holzplanken. Man steigt ein und wartet, bis das Boot sich soweit gefüllt, dass es losfährt. Das hat so zwanzig, dreißig Minuten gedauert. Die eigentliche Tour über den Nil dauerte dann ziemlich genau zehn Minuten  ich hab auf die Uhr geschaut...

Was das ganze aber so interessant macht, ist die Tatsache, dass man eine ganz übliche Cairener Freizeitbeschäftigung miterlebt. Familien mit kleinen Kindern, Pärchen, Freunde und hin und wieder auch Touristen - alle landen sie auf den Booten. Und man sieht ab nachmittags eigentlich immer mindestens eins über den breiten Fluss schippern, wenn man eine der Brücken Downtown überquert.

Womit ich nicht gerechnet hatte: Auf dem Boot gibt es auch ein Unterhaltungsprogramm der besonderen Art. Erst dachte ich, die tanzenden Mädchen wären eine Gruppe von Freundinnen, die sich einfach einen Spaß daraus machten, zu der Musik ihre Hüften zu schwingen. Aber je länger wir das Treiben beobachteten, desto offensichtlicher wurde, dass sie zum Boot gehörten und ihre Show vor allem für die männlichen Besucher abzogen.

Jetzt bin ich hin- und hergerissen, ob ich es als eine Form der Prostitution verstehen soll oder nicht. "Die Mädchen hatten doch Spaß dabei", argumentierte meine Kollegin und ich konnte zunächst nicht widersprechen. Das gemeinsame Herumgealber der Teenies und das Spiel mit der Aufmerksamkeit der jungen Männer in einem Schutzraum, in dem niemand wagen würde, übergriffig zu werden wirkten harmlos, spaßig, entspannt. Doch die Art des Tanzes war extrem sexuell aufgeladen und garantiert den Besitzern des Bootes, dass gerade die jungen Männer immer wieder kommen - während das junge ägyptische Paar, das uns gegenüber saß, eher unangenehm berührt schien...

Und so frage ich mich, was an den Tagen passiert, an denen die Mädchen vielleicht einfach mal keine Lust auf Tanzen und Lächeln und stundenlanges Herumhängen auf dem Boot haben. Das steht in keinem Reiseführer.

Samstag, 17. Dezember 2011

und wieder sitzen wir im Wohnzimmer, haben den Fernseher und das Internet laufen und versuchen zu verstehen, was einige hundert Meter weiter vor sich geht.

Es gibt wieder gewaltsame Auseinandersetzungen, die gestern am frühen Morgen vor dem Gebäude des Kabinetts begannen. Dort blockierte seit den letzten schweren Auseinandersetzungen im November ein Protestcamp die Zugänge zum Gebäude, was unter anderem dazu geführt hat, dass der neue Premier Ganzouri seinen Arbeitsplatz noch nicht betreten konnte. Hauptforderungen der Protestler: Übergabe der Macht an eine zivile Regierung, Entschädigung der Familien der Getöten und der Opfer der vergangenen Gewaltakte, Untersuchung der Vorgänge durch unabhängige Kräfte und Verurteilung der Verantwortlichen.

Die Gewalt brach aus, nachdem einer der jugendlichen Protest-Camper vom Militär verhaftet, misshandelt und dann wieder freigelassen wurde. Ich habe gestern Videos gesehen, in denen von den Dächern der umliegenden Gebäude Männer in Militäruniformen Steine auf die Protestierenden warfen. Und Bilder von auf dem Boden sitzenden Frauen, die von Soldaten mit Helmen und Schlagstöcken angegangen werden.

Vorangegangen waren sehr merkwürdige Meldungen über vergiftetes oder schlechtes Essen, das den Männern im Camp von einer vollverschleierten Frau gebracht worden sei.

Und was gestern noch sehr lokal und klein wirkte, hat sich heute wieder auf den nahen Midan al-Tahrir ausgeweitet. Die letzten verbleibenden Zelte sind in Flammen aufgegangen, Bilder auf Al-Jazeere zeigen ganz klar Soldaten beim Abbruch des Lagers und wie sie Zivilisten auf dem Platz mit äußerster Brutalität verprügeln. Die Zahlen zur Stunde: 9 Tote und knapp 400 Verletzte.

Und während die Bilder im Netz und auf dem Bildschirm eine klare Sprache sprechen, überbieten sich Regierung und Militärrat darin, die Schuld von sich zu weisen.

und wie beim letzten Mal kann ich versichern: ich bin trotz der geringen Entfernung hier sicher, ich kriege beim Einkaufen um die Ecke gar nichts von den Geschehnissen mit, ich meide den Platz... Fühlt sich merkwürdig an.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

tönte ich, das hier sei als Tagebuch gedacht? Nun, es hat hoffentlich niemand gehört...

Es ist schon wieder halb drei in der Nacht, ich habe den gesamten Abend mit dem Überarbeiten meines ersten englischen Wissenschaftstext verbracht, der morgen eingereicht werden muss, und danach versucht, mich auf dem Laufenden zu halten. Während der Essenspause fing die Satellitenschüssel dankenswerterweise die Tagesthemen ein, so dass ich mir das Lesen der deutschen Nachrichten heute sparen konnte.

Stattdessen habe ich dann diesen wunderbaren Artikel der Huffington Post gelesen, der sehr gut einfängt, woran ich akademisch derzeit arbeite. Noch eine Fußnote für das Konferenzpapier, das ich mit meiner Kollegin Hanan gemeinsam einreichen werde...
In Kürze: Weil der Chefredakteur der privaten Tagezseitung al-Masry al-Youm den Artikel eines amerikanischen Politikwissenschaftlers zum Thema Armee, Militärrat und Macht erst hat verändern lassen und dann doch nicht ins Blatt nahm, sondern statt dessen die zweite Ausgabe des wöchentlichen Ablegers Egypt Independent einstampfen ließ - Luft holen - haben einige Redakteure der englischen Internetausgabe von al-Masry al-Youm öffentlich protestiert, den Artikel digital publiziert und sich von ihrem Mutterblatt losgesagt. Jedenfalls trägt die Internetseite, die ich täglich besuche, jetzt den Schriftzug Egypt Independent, wo vorher al-Masry al-Youm stand. Ob da eine wirkliche Unabhängigkeit draus wird, ist vermutlich dann aber doch sehr stark eine Frage des Geldes...

Die meiste Lesezeit ist natürlich für die Wahlberichterstattung drauf gegangen: Schon tagsüber war, obwohl ich an keiner Schule und damit auch an keiner Wählerschlange direkt vorbeigekommen bin, die Wahl kaum zu übersehen. Zur Erklärung: Die zweite Runde der Wahlen findet unter anderem im Distrikt Giza statt, was ich unbedarfte Ruhrpöttlerin uneingeschränkt der Stadt Kairo zuordnen würde - nur um von Wattenscheidern belehrt zu werden, dass Wattenscheid nicht Bochum ist.
Wie auch immer, aus dem Taxi steigend (ich wohne in Kairo, nicht in Giza) trat ich auf diverse Wahlflyer der Muslimbrüder - obwohl Wahlwerbung in den 48 Stunden vor der Wahl verboten ist. Und eine meiner Klassenkameradinnen bekam per SMS die gleiche Werbebotschaft wie ich während der ersten Runde: Dieser Block ist gut für Ägypten und hat das Zeichen "soundso" - wegen einer Analphabetenrate von geschätzten 30 Prozent hat die Wahlkommission den Parteien Symbole zugeordnet, die von Banane über  Panzer und altertümlicher Kanone bis hin zum Standmixer gehen. Die Muslimbrüder haben eine Waage, die Salafis ne Laterne, der erfolgversprechendste liberale Block ein Auge und der Guardian ne umfangreiche Bildergalerie.
Kommentar unseres Lehrers zu der SMS: Naja, einem der Chefs des Blocks gehört die Mobiltelefongesellschaft, da muss man sich nicht wundern.
Und während die einen SMS verschickten und die anderen Flugblätter verteilten, bezahlten die nächsten Minibusse, um damit Wähler in Wahllokale zu fahren, und wieder andere wurden für tot erklärt, um einige Stunden später energisch zu protestieren und auf der Kandidatur zu beharren. Ingesamt sei es wieder sehr friedlich gewesen, schreiben die Journalisten von AMAY/EI, obwohl es vereinzelt zu Auseinandersetzungen zwischen Parteivertretern gekommen sei und in einem Fall sogar zu einer halbstündigen Schießerei zwischen den Vertretern zweier Parteien, bei der niemand verletzt worden sein soll.

Und jetzt ist es drei und ich lösche das Licht :)

Montag, 12. Dezember 2011

Das hier sollte mal ein Tagebuch sein. Das war es nie wirklich, aber seit ich angefangen habe, auf Englisch zu schreiben, hat die Frequenz der Veröffentlichungen wirklich extrem abgenommen. Ich kann halt immer noch nicht einfach mal englisch drauflosschreiben. Aus Angst, Fehler zu machen, die ich in meiner Muttersprache nie machen würde, sinniere ich bei jedem Text mehr über Präpositionen als den eigentlichen Inhalt. Und da jetzt gerade eine Zeit ist, in der sehr viele Gedanken es wert scheinen, festgehalten zu werden, werde ich das ab sofort wieder ändern.

Sorry, dear international friends!

Übermorgen fängt die zweite große Runde der Parlamentswahlen statt. Es ist ein äußerst verwirrendes System. Dreimal werden an jeweils 2 Tagen Kandidaten für das Parlament gewählt. Die erste Runde war schon, die zweite beginnt morgen und die dritte im Januar. Gewählt werden je zwei Direktkandidaten und ein Listenkandidat pro Wahlkreis. Wer mehr wissen will, führe sich das PDF der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Gemüte, das ins Detail geht.
Die Ergebnisse der Direktkandidaten werden direkt nach jeder Runde verkündet – beim letzten Mal dauerte das bis Freitag; gewählt wurde Montag und Dienstag. Gibt es keine eindeutige Mehrheit, müssen die beiden, die ab besten abgeschnitten haben, in die Stichwahl.
Die Ergebnisse der Listenplätze gibt es im Januar und danach geht es an die Wahl des Oberhauses und des Präsidenten. Das Oberhaus wird nicht vollständig gewählt, ein nicht unerklecklicher Teil der Mitglieder wird ernannt. Von wem auch immer – derzeit geht es ganz schön hoch her in Sachen Regierungsbildung und „Wer hat hier eigentlich das Sagen?“ Zweifellos das Militär, aber davon später mehr...

Es gibt 36 Parteien, die sich zum Teil zu Blöcken zusammengeschlossen haben. Die Hauptströmungen sind Islamisten und Säkulare, dazu noch Rechte/Nationale und Linke. Eine Einteilung, die in mein deutsches Raster noch nicht ganz reinpasst. Einige Blöcke sind zudem recht bunt zusammengewürfelt und haben sich quer über die Strömungen verbunden. Das folgende Bild habe ich vor dem Start der Wahlen auf Facebook bei einer ägyptischen Freundin gesehen, die ursprüngliche Quelle hab ich leider nicht mit abgespeichert. Sorry, sorry! edit: Jetzt habe ich doch per Zufall den Namen des Autors wiedergefunden: "Jacopo Carbonari, an intern at the EU Delegation to Egypt" hat diese Übersicht angefertigt. Auch wenn ich schon Kritik daran gehört habe, scheint es doch die bisher beste Übersicht über die aktuelle Parteienlandschaft überhautp zu sein.

Die Ergebnisse der ersten Runde, die ich in verschiedenen Medien gelesen habe, gehen etwas auseinander, aber die Tendenz ist klar. Wie allgemein erwartet, haben die Muslimbrüder zwischen 40 und 50 Prozent geholt. Die Liberalen haben mäßig abgeschnitten. Die Vertreter der revolutionären Jugend sowie Frauen sind quasi nicht im Parlament vertreten. Und extrem überraschend für alle, mit denen ich ich so rede oder von denen ich lese, haben die Salafisten irgendwas zwischen 20 und 30 Prozent geholt.
Wer sind die Salafis?, habe ich mich gefragt. Den Begriff hatte ich wohl schon gehört, auch eine ungefähre Einordnung dazu geliefert bekommen – ich liebe Radio! Aber da niemand mit ihnen rechnete, zumindest nicht in der westlichen Hemisphäre – in der ich ja bis November meine Nachrichten konsumiert habe – waren die Salafisten auf meiner politischen Landkarte ein weißer Fleck. Nicht, dass ich die ägyptischen Parteien wirklich ordnen könnte, mehr als die Strömungen und einige größere Parteien bzw. Blöcke haben sich noch nicht im Hirn festgesetzt.

Salafis? Machtbewusst!
Einem führenden Vertreter, der direkt vor den Stichwahlen darüber schwadronierte, dass Demokratie keineswegs islamisch sei, wurde von seiner Partei al-Nour (das Licht) ein Maulkorb verpasst. Wenn ich es zeitlich richtig wahrgenommen habe, allerdings erst nachdem er seinen sicher geglaubten Sitz im Parlament doch nicht bekam. Den gewann stattdessen ein Muslimbruder.
Aus mehreren Quellen hörte ich übrigens von Liberalen, die sich entweder genötigt sahen, einem Muslimbruder ihre Stimme zu geben, oder erst gar nicht zur Stichwahl gingen, weil sie eh nur die Wahl zwischen Pest und Cholara aka Muslimbruder oder Salafi hatten.
Die Muslimbrüder bzw. ihre Partei „Freiheit und Gerechtigkeit“ hatten bisher ein Bündnis mit den Salafisten abgelehnt. Nach der Verkündung der Ergebnisse der ersten Runde halten sie sich fein bedeckt. Die Salafis hingegen drängen auf ein Bekenntnis zu einer islamischen Koalition.
Und in ihrem Eifer ihre Radikalität herunterzuspielen, enttarnen sie sich dann doch. Natürlich könne das Parlament keine Frau verpflichten, ein Kopftuch zu tragen, aber religiöse Institutionen wie die al-Azhar, die könnten das wohl. Zudem sei der Koran in dieser Sache ganz klar, Kopftuch tragen ist Pflicht...
Die Sache mit dem Tourismus und den Ausländern und dem Alkohol ist auch so eine. Derzeit kann man, wenn man die Augen offen hält, Alkohol überall kaufen. Es gibt spezielle Läden, aber ich habe auch schon Wein und Bier im Mini-Markt um die Ecke gesehen. Dabei, hört, hört, ist Alkohol auch im Christentum verboten. Haben jedenfalls die Salafis von christlichen Priestern gehört, erzählen sie. Gut das ich keine Christin bin... „Lustiger“ Artikel der englischen Ausgabe von al-Masri al-Jaum (Der Ägypter heute).

Und dann war da noch die Sache mit dem Taxifahrer. Woher ich denn komme, will er wissen. Aus Frankreich vielleicht? Und dann will er mir vorschwärmen, wie toll ausländische Frauen seien, was ich damit kontere, dass alle Frauen toll seien. Da muss er zustimmen.
Er will natürlich wissen, ob ich einen Freund habe, einen Ehemann gar, und ich sage, klar bin ich verheiratet – schließlich will ich die Frage nach meiner Telefonnummer nicht hören – und habe auch viele männliche Freunde. Das Konzept einer platonischen Freundschaft kann ich ihm nicht wirklich begreiflich machen und ich fürchte, das liegt nicht nur an meinen mangelhaften Sprachkenntnissen. Er ist immer noch der Meinung, dass Männer und Frauen, die befreundet sind, Sex haben müssen und dass das aber nur in einer Ehe stattzufinden habe.
Hin und her, hin und her ... und mit seiner Frau zum Beispiel spreche er nur über den alltägliche Dinge, über Politik oder so könne man mit ihr nicht reden. Wie ich denn da mit wildfremden Männern alle möglichen Themen besprechen könne? Na, sag ich, über Sex muss man jedenfalls auch nicht die ganze Zeit reden. (Sex war im übrigen so ziemlich sein einziges englisches Wort.) Gut, meint er, wechseln wir das Thema.
Was er denn wähle am kommenden Montag, will ich wissen, es sind schließlich nur noch zwei Tage bis zur ersten Runde der Wahlen. Die Salafisten, sagt er, die Salafis sind die besten für das Land. Ich während ich noch über seine Antwort staune, spricht er schon wieder über Sex.
Meine Erfahrung aus der westlichen Welt: Wenn ein Mann und eine Frau sich unterhalten und es geht um Sex, dann kennen sie sich entweder schon sehr lange und gut und durchaus auch platonisch oder einer von beiden respektive beide wollen Sex haben.

Okay, ist lang geworden. Hat sich offensichtlich einiges aufgestaut. Demnächst mehr in diesem Theater. Ich freu mich, wenn wer mal reinklickt!