Sonntag, 2. März 2008

Heute habe ich mal ausprobiert, was passiert, wenn ich verrate, dass ich keiner Religion angehöre. In jedem Reiseführer steht, man solle das tunlichst lassen und ich habe mich bisher auch daran gehalten. Seit heute weiß ich nun, dass das eine der Regeln ist, an die man sich tatsächlich halten sollte.

Ich bin in Kerak, habe am Nachmittag eine Fraueninitiative in einem nahen Dorf besucht, bin danach in einem Hotel abgestiegen. Zum Abendessen geriet ich in eine französische Reisegruppe und mein Kopf in völlige Verwirrung, Babel at it’s best. Statt der in meinem Hinterkopf schlummernden Französischbrocken kam nur Arabisch heraus: Je suis min allemande. Ah ja! Wir einigten uns dann auf Englisch.

Zum Rauchen trug ich meinen Tee in die Lobby, traf auf den Reiseführer und einen der Hotelangestellten und übte noch ein wenig Arabisch. Der eine zeigte mir ein Bild seiner drei Kinder, der andere erzählte von seinen Aufenthalten in Frankreich und Deutschland, ich von Amman, meinem Vater und dass es bald wieder nach Deutschland geht. So weit, so lustig. Dann kam die unvermeidliche Frage. Schon in Bezug auf meinen Singlestatus hatte ich diesmal nicht gelogen, auch auf die Gretchenfrage antwortete ich mit der Wahrheit – keine Ahnung, warum eigentlich.

Die Stimmung kühlte mit einem Mal merklich ab. Der ältere von beiden bekam einen ganz traurigen Gesichtsausdruck, dem jüngeren musste ich versprechen, dass ich mir den Islam noch mal gründlich durch den Kopf gehen lasse. Die dazukommenden anderen Angestellten wurden sofort über meine Unreligiosität aufgeklärt und konnten es nicht fassen. Stauen und Unverständnis auf allen Gesichtern. Wer denn die Erde und den Himmel gemacht habe? Und woher ich denn komme? Für solche Diskussionen ist mein Englisch gerade gut genug und manchmal reicht selbst mein Deutsch dafür nicht aus. Auf Arabisch machte es gar keinen Sinn und so beschränkte ich mich auf ein „Ich weiß es nicht“ und verzog mich nach weiteren höflichen fünf Minuten in mein Zimmer.

Arabischstunde: Muslim - مسلم, Christ – مسيحى(masiihi), Jude – يهودى (jahudi), Religion – دين (diin), verboten – منع (mamnua), religiös verboten / sündig – حرام (haraam)