Samstag, 1. September 2007

Ich bin sehr betrunken und habe mich jetzt schon siebenmal verschrieben oder mehr.

Am Morgen habe ich geschlafen, gemächlich den Tag begonnen, im Internet und zwischen den Kisten. Eine Freundin brachte den vermissten Akkubohrer und stöberte auf meiner Festplatte. Der Vermieter und die beiden Pauls tauschten ihre Daten in meinem Wohnzimmer aus, während ich den geliebten Beutel flickte, damit er das Kabelchaos aufnehmen kann. Einzig die Spülmaschine nehme ich mit, der Rest der ehemals weißen Ware bleibt hier. Sogar den Fernseher lasse ich im Keller zurück, für den langen Paul.

Staubmäuse, sobald ich ein Teil von der Wand abrücke. Ich kämpfe dagegen an, es juckt trotzdem in der Nase. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Altpapier, Mülltüte, noch Verwendbares, Papier, immer wieder Papier in allen Variationen. Lose Zettel, Skripte, Bücher, Müll. Ich vergesse die Zeit und wache doch rechtzeitig wieder auf. Räume die getrennten Berge aus dem Weg und wasche den Staub ab.

Mit zwei Pflanzen zu einer Freundin, mit einem Berg Kartons zurück. Sie hat ihre Tochter auf dem Arm, drei Monate alt und etwas unleidlich, schon den ganzen Tag. Der Papa sitzt im Wohnzimmer, wirkt müde und starrt in seinen Laptop. Ich bleibe nicht lang, obwohl das Auto bis Mitternacht gebucht ist. Der Zeitpunkt ist der denkbar ungünstigste.

T., die liebe T., wird mich in meiner letzten Nacht beherbergen und helfen, meine Taschen zum Flieger zu tragen. Wir freuen uns beide.

Der Kater, der arme Schatz, ist krank, höre ich am Telefon; mit Dünnschiss und Kotzerei in der Ecke rumliegen und seine Ruhe haben wollend. Ich sollte froh sein, dass ich gerade keine Rücksicht auf ihn nehmen muss. Das schlechte Gewissen zwickt mich trotzdem, genau wie die Sehnsucht.

Ich begrüße C. mit „Sekt macht müde Mädchen munter“, sie wirft mir dafür Handküsse zu. Wir leeren die Flasche, sprechen wieder über Männer, über die wir eigentlich längst nicht mehr sprechen wollten. Wir gehen aus, in den Leib-und-Seele-Laden, das mutmaßlich letzte Mal vor dem Abflug. Warum eigentlich muss ich jeden Abschied derart bewusst begehen? Nicht, dass ich sie zelebrieren würde. Manchmal fällt es mir hinterher auf, dass ich etwas zum letzten Mal getan habe, dann wieder genau währenddessen, meist habe ich vorher keine Vorstellung von den Dingen, die passieren werden.

Der Abend endet mit C., einem Bekannten und einer Wildfremden. Sie tragen die leeren Umzugskartons in meine Wohnung, die ich am Abend im Flur stehen gelassen hatte. Wir sitzen in meinem geschrumpften Wohnzimmer, trinken Bier, Wodka und Pfefferminztee. Reden, lachen, sind neugierig, spielen ein bisschen – nur das natürlich, was wir sein wollen.

Der Verbenzettel fällt seit heute andauernd auf den Boden. Ich kann sie noch immer nicht alle. karasa – er saß, akala – er aß, fa’ala – er tat, thahaba – er ging, thahaba fi al-naum – er ging schlafen.