Mittwoch, 21. November 2007

Gestern hatten wir frei – wahlfrei. Die gesamte Universität lag still, damit die Jordanier/innen wählen gehen konnten. Die meisten jungen Leute, mit denen ich mich unterhalten habe, mieden die Wahlurnen allerdings.

„Wir kennen die, wir vertrauen ihnen nicht“, sagte meine Sprachpartnerin Isra. Ins gleiche Horn stieß auch Ahmed: „Sie tun nichts für uns, deshalb will ich ihnen meine Stimme nicht geben.“ Rami plagte zwar ein schlechtes Gewissen, weil er den Gang zur Wahlurne eigentlich als seine Pflicht betrachtet, aber er hatte schließlich eine gute Ausrede: Sein Ausweis war nicht aktuell und so konnte er nicht wählen gehen. Nur Abdel war wählen und erzählte mir, dass er kurz vor Wahlschluss zu einem der Kandidaten ging, ihn um Hilfe bei einem Problem bat (um was es genau dabei ging, konnte ich leider nicht herausfinden) und ihm im Gegenzug seine Stimme versprach. Nein, Geld habe er nicht verlangt – aber in der Presse ist die Rede davon, dass einzelnen Parteien eine Stimme bis zu 100 JD (knapp 100 €) wert ist. Das entspricht einem monatlichen Durchschnittslohn, ist also ne Menge Holz hierzulande.

Die Diskussionsrunde im jordanischen Fernsehen hab ich trotz aller Konzentration nicht wirklich verstanden, aber die vier Männer regten sich zum Teil kräftig auf. Tatsache ist zum einen, dass die Islamische Aktionsfront an Boden verloren hat, während die Königstreuen die Mehrzahl der 110 Parlamentssitze errungen haben. Und zum anderen, dass zum ersten Mal in der kurzen Geschichte des Haschemitischen Königreichs eine Frau ein Direktmandat errungen hat – eine Zahnärztin aus Madaba (was einige von Euch vielleicht noch als die Stadt mit den schönen Mosaiken erinnern, in der wir die meiste Zeit damit verbrachten auf unser Essen zu warten).

Morgen ist mal wieder ein Test angesagt – die Konjugationen sitzen halbwegs, die Zahlenkombinationen und die anderen grammatischen Finesschen wie das *f.ck, was heißt verbal noun noch mal auf Deutsch????* für sechs von zehn verschiedenen Verbformen auch.

Zu Eurem Amüsement: Bei der Zahl 1 steht das Zahlwort hinter dem Nomen und folgt dessen Genus, das Nomen steht im Akkusativ. Für die Zahl 2 gibt es ohnehin eine eigene Form für die Nomen, den so genannten Dual, die Zahl ist also verzichtbar. Bei den Zahlen 3 bis zehn steht die Zahl vor dem Nomen und wechselt den Genus (also männliches Nomen, weibliche Zahl und umgekehrt), das Nomen steht in der Mehrzahl und im Genitiv. Von 11 bis 99 steht das Nomen wieder im Singular, allerdings im Akkusativ, die Zahl steht weiterhin vor dem Nomen und wechselt das Geschlecht. Bei 100, 1000 usw. folgt die Zahl im Geschlecht dagegen wieder dem Nomen, das weiterhin im Singular, allerdings jetzt wieder im Genitiv steht. Wer’s verstanden hat, kriegt ein Sternchen!

Achja, und ganz übel für mich Frostbeule: Es hat den gesamten, verdammten Tag lang geregnet und sogar gehagelt. Wer hat mich noch mal ausgelacht als ich die Regenjacke einpacken wollte? Hmmmmm?????!!!!! Aber ein Hoch auf meinen Cordmantel, der ist einfach der beste!

Und noch ne Anmerkung: Die Telekom hat’s doch tatsächlich geschafft, mir eine weitere Rechnung für November zu schicken....